Z Gastroenterol 2007; 45 - P174
DOI: 10.1055/s-2007-988320

Klinische Untersuchung, ZVD und Röntgen Thorax zur Vorhersage von Vorlast und Flüssigkeits-Haushalt bei gastroenterologischen Intensivpatienten: Ein prospektiver Vergleich mit intrathorakalem Blutvolumen und extravasculärem Lungenwasser

W Huber 1, S Ringmaier 1, A Umgelter 1, W Reindl 1, M Franzen 1, C Lehnhardt 1, O Ebert 1, J Siveke 1, S Schwarz 1, R Schmid 1
  • 1Klinikum Rechts der Isar; Technische Universität München, II. Medizinische Klinik, München, Germany

Einleitung: Zur Abschätzung des Volumenstatus stehen klinische Symptome wie Halsvenen-Füllung, Beinödeme, Ascites und Pleuraerguß sowie hämodynamische Parameter wie ZVD, PAWP und mittels PiCCO-System ermittelte Größen wie der Intrathorakale Blutvolumen-Index (ITBI) und der Extravasculäre Lungenwasser-Index (ELWI) zur Verfügung.

Ziele: Ziel unserer Studie war es daher, den prädiktiven Wert von klinischer Diagnostik, ZVD und Röntgen mit ITBI und ELWI zu vergleichen.

Methodik: Bei 100 Patienten einer gastroenterologischen Intensivstation wurden der Volumenstatus klinisch, mittels ZVD und anhand eines Röntgen Thorax bewertet und anschließend mit den Hämodynamik-Parametern der nachfolgenden PiCCO-Messung korreliert.

Ergebnis: Patienten: n=100 (36w, 64m; u.a. 32x Zirrhose; 19x Pankreatitis; 23x Sepsis); Alter 64,1±15,2 Jahre; APACHE II-Score 23,1±8,4. Das Ausmaß der Beinödeme korrelierte signifikant mit dem ZVD (r=0,247; p=0,038) und (negativ!) mit dem ITBI (r=-0,258; p=0,032). ZVD und ITBI korrelierten nicht (r=0,035; p=0,784). Der ELWI korrelierte mit dem auskultatorischen Ausmaß feuchter pulmonaler Rasselgeräusche (r=0,265; p=0,025) und dem ITBI (r=0,547; p<0,001), nicht mit ZVD (r=0,030; p=0,785). Das Ausmaß des Ascites korrelierte (negativ!) mit dem ELWI (r=-0,286; p=0,019). Die radiologische Schätzung korrelierte weder für den Globalen Enddiastolischen Volumen-Index (GEDVI) noch für den ELWI. Der GEDVI wurde radiologisch signifikant überschätzt (901,41±139,76 vs. 782,56±183,80ml/qm; p<0,001), der ELWI unterschätzt (7,22±1,38 vs. 9,77±4,51ml/kg; p<0,001).

Schlussfolgerung:

1.) Die Einschätzung des Volumenstatus bei gastroenterologischen Intensiv-Patienten ist komplex.

2.) Beinödeme und ZVD spiegeln dabei den Volumenstatus interstitiell bzw. vor dem rechten Herzen. Beide Kompartimente stehen allerdings als Vorlast nicht direkt zur Verfügung. Ähnliches gilt für den Ascites. Das Ausmaß der Beinödem korrelierte mit dem ITBI negativ.

3.) Aus dem Vorhandensein von Ödemen, Ascites und hohem ZVD auf einen intravasculären Volumen-Überschuß und die Gefahr eines Lungenödems zu schließen, kann fatale Folgen haben. Daher muss eine differenzierte Bewertung des Volumenstatus in allen Kompartimenten erfolgen, ggf. unter Einsatz moderner Hämodynamik-Systeme.