Z Gastroenterol 2007; 45 - P041
DOI: 10.1055/s-2007-988188

Ein allelischer Verlust des Mikrosatellitenmarkers D18S474 ist ein unabhängiger prognostischer Marker beim kolorektalen Karzinom

R Melcher 1, E Rosler 1, C Reiter 1, T Kudlich 1, B Illert 2, T Katzenberger 3, D Stehle 2, H Lührs 1, M Scheurlen 1, W Scheppach 1
  • 1Medizinische Klinik II, Schwerpunkt Gastroenterologie, Würzburg, Germany
  • 2Chirurgische Universitätsklinik, Würzburg, Germany
  • 3Institut für Pathologie, Würzburg, Germany

Hintergrund: Tumorsuppressorgene werden durch zwei Schritte inaktiviert. Einer Mutation des ersten Allels folgt die Deletion des zweiten Allels, welche als allelischer Verlust (LOH – „loss of heterozygosity“) detektiert werden kann. Ein Nachweis eines LOH's in bestimmten chromosomalen Regionen kann einen indirekten Hinweis auf ein putatives Tumorsuppresorgen, sowie auf das prognostische Verhalten der Tumore geben. Beim kolorektalen Karzinom (KRK) sind die Regionen 4p14–16, 8p22 und 18q21.1 signifikant mit einer schlechteren Patientenprognose korreliert wurden. Das Ziel der vorliegenden Studie war demnach die Bestätigung der prognostischern Relevanz von chromosomalen Verluste dieser Regionen.

Methodik: In einer prospektiven Studie wurden zwischen 1999 und 2004 184 kolorektale Karzinom und korrespondierende Normalschleimhaut gesammelt und auf das Vorliegen eines LOH in den Bereichen 4p14–16, 8p22 und 18q21.1 getestet. Nach der Mikrosatellitenanalyse mit den Primern D4S2397, D8S254 bzw. D18S474 wurden die Ergebnisse mit den histopathologischen und klinischen Patientendaten korreliert.

Ergebnisse: Die durschnittlich Nachbeobachtungszeit betrug 39 Monate. Bei 41% (D18S474), 29% (D8S254) bzw. 17% (D4S2397) der Tumore konnte ein allelischer Verlust nachgewiesen werden. In der univariaten und multivariaten Analyse konnte ein signifikanter Unterschied im Patientenüberleben bei Vorliegen eines LOH D18S474 gezeigt werden. Dies trifft sowohl bei Patienten im UICC-Stadium I-IV, als auch bei der Untergruppe der Patienten im Stadium II/III zu. Bei D4S2397 und D8S254 konnte kein signifikanter Einfluss auf das Patientenüberleben gezeigt werden.

Diskussion: In dieser Studie konnte ein negativer prognostischer Effekt eines LOH D18S474 gezeigt werden. Dieser Effekt ist sowohl bei unselektierten Patienten im Stadium I-IV, als auch im Stadium II/III nachweisbar und konnte in der multivariaten Analyse bestätigt werden. Ein entsprechender Effekt konnte auch von anderen Gruppen gezeigt werden und kann z.B. eine Subgruppe von Karzinompatienten (Stadium II) definieren, die eine adjuvante Chemotherapie erhalten sollten. Eine Bestimmung des Markers D18S474 ist kostengünstig und sollte bei jedem Kolonkarzinom, zumindest aber bei Patienten im Stadium II durchgeführt werden.