Z Gastroenterol 2007; 45 - P038
DOI: 10.1055/s-2007-988185

Vergleichsstudie zum onkolytischen Potential verschiedener Masern-Impfvirusstämme

A Messerschmidt 1, M Zimmermann 1, S Armeanu 1, M Gregor 1, M Bitzer 1, UM Lauer 1
  • 1Medizinische Universitätsklinik, Innere Medizin I, Tübingen, Germany

Einleitung: Die Virotherapie stellt einen innovativen Ansatz zur Behandlung solider Tumoren dar und könnte beim Hepatozellulären Karzinom (HCC) als alternative Behandlungsmethode zum Einsatz kommen. Dabei werden replikationskompetente Viren eingesetzt, die selektiv maligne Zellen infizieren und lysieren. In dieser Arbeit wurde das onkolytische Potential verschiedener Masern-Impfviren vergleichend untersucht.

Methodik: Die Infizierbarkeit von humanen Hepatomzellen (Huh7, HepG2, Hep3B, PLC/PRF/5) und Pankreaskarzinomzellen (MiaPaCa) durch die Masern-Impfstämme Moraten, Mérieux, Leningrad 16, AIK-C sowie einen rekombinanten GFP-Markergen kodierenden Masernvektor (MeV-GFP) wurde über den TCID50 -Wert ermittelt. Mittels FACS-Analyse und Westernblot wurde die Masern-Virus-Rezeptordichte (CD46) auf den verschiedenen Zelllinien quantifiziert. Durch Messen der LDH-Freisetzung nach Einsatz unterschiedlicher Virusmengen wurde ermittelt, wieviel Prozent der Tumorzellen jeweils lysiert wurden. Zur Analyse der Viruspropagation wurden das Masern-Nukleoprotein NP (Westernblot) sowie die neugebildeten infektiösen Viruspartikel auf Indikatorzellen quantifiziert (TCID50).

Ergebnisse: Alle Hepatomzelllinien sowie die Pankreaskarzinomzelllinie wurden durch die verschiedenen Masern-Impfstämme erfolgreich infiziert, wobei sich Stamm-spezifische Unterschiede zeigten. Weiterhin konnten wir zeigen, dass die Infizierbarkeit nicht nur von der Oberflächendichte des CD46 Rezeptors bestimmt wird; andere (zelluläre) Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. 96 Stunden nach der Infektion waren bis zu 80% der Hepatomzellen und bis 50% der Pankreaskarzinomzellen lysiert, weitgehend unabhängig von der initial eingesetzten Virusdosis. Weiterhin fanden sich Zelllinien-spezifische Unterschiede in der onkolytischen Aktivität der Impfstamm-Viruspräparationen und den Präparationen des rekombinanten MeV-GFP Virus.

Schlussfolgerung: Verschiedene Masern-Impfviren zeigen bei Hepatom- und Pankreaskarzinomzellen eine z.T. sehr stark ausgeprägte lytische Funktion. In einem nächsten Schritt wird ihre Wirkung auf primäre humane Hepatozyten überprüft, um zu testen, ob diese Impfviren das geforderte hohe Maß an Sicherheit hinsichtlich nicht-maligner Gewebe gewährleisten.