Z Gastroenterol 2007; 45 - P033
DOI: 10.1055/s-2007-988180

MLH1-Keimbahnmethylierung als Ursache für das hereditäre nicht-Polyposis-assoziierte kolorektale Karzinom Syndrom (HNPCC)

H Görgens 1, J Hofmann 2, H Schackert 1, R Schmid 3, M Ebert 3
  • 1TU Dresden, Abteilung Chirurgische Forschung, Dresden, Germany
  • 2Universität Magdeburg, Klinik für Gastroenterologie, Magdeburg, Germany
  • 3TU München, II. Medizinische Klinik, München, Germany

Einleitung: Das HNPCC-Syndrom (Hereditary Nonpolyposis Colorectal Cancer Syndrome oder Lynch Syndrom) kann aufgrund von Keimbahnmutationen in den Genen MSH2, MLH1, MSH6 oder PMS2 entstehen. Andererseits können somatische Mutationen dieser Gene in sporadischen Tumoren resultieren. Die überwiegende Zahl der sporadischen MMR-defizienten kolorektalen Karzinome weist eine Inaktivierung des MLH1-Gens durch Promotormethylierung auf. Es gibt erste Hinweise, dass die MLH1-Methylierung auch im Sinne einer Keimbahnmutation in allen Körperzellen vorkommen kann. Wir fragten uns deshalb, ob wir diese Keimbahn-Methylierung von MLH1 auch in unserer Population von HNPCC-Patienten nachweisen können.

Material und Methoden: Wir haben 443 Indexpatienten mit einem HNPCC-assoziierten Tumor, die die Bethesda-Kriterien erfüllen, molekular analysiert und bei 205 Patienten einen MMR-Defekt im Tumor identifiziert, wovon 122 Patienten eine pathogene Keimbahnmutation in den Genen MSH2, MLH1, MSH6 oder PMS2 aufwiesen. 19 Patienten mit einer Misssensmutation in MLH1 oder fehlendem Mutationsnachweis bei fehlender Expression von MLH1 im Tumor bezogen wir in unsere Untersuchung ein. Normalgewebe-DNA aus peripheren Blutleukozyten wurde mit Bisulfit behandelt. Mittels methylierungsspezifischer PCR, deren Primer im Bereich der potentiell methylierten CpG-Inseln des MLH1-Promotors liegen, amplifizierten wir kurze Gensequenzen von Bisulfit-behandelter DNA. Die anschließende Sequenzanalyse der PCR-Produkte identifizierte weitere potentiell methylierte CpG Inseln.

Ergebnisse: Wir identifizierten bei zwei Patienten, die die Bethesda-Kriterien 2 und 4 erfüllen und bei denen keine MLH1-Keimbahnmutation nachweisbar war, eine Promotormethylierung des MLH1 Gens. Beide Patienten haben keine betroffenen Angehörigen.

Schlussfolgerung: Dieser Befund ist im Einklang mit den bisher publizierten Fällen. Acht Tumorpatienten mit MLH1-Promotor-Methylierung hatten keine Familienanamnese, was mit dem postulierten Mechanismus der Keimbahn-Methylierung vereinbar ist. Unsere Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Keimbahnmethylierung von MLH1 bei Bethesda-positiven Patienten ohne Keimbahnmutation, die MLH1-defiziente Tumoren tragen, nicht selten ist.