Z Gastroenterol 2007; 45 - P020
DOI: 10.1055/s-2007-988167

Sicherheit und Effektivität einer selektiven internen Radiotherapie mit 90Yttrium-Microsphären (TheraSphere®) bei intrahepatisch fortgeschrittenem hepatozellulärem Karzinom

J Ertle 1, G Antoch 2, M Hamami 3, A Bockisch 3, G Gerken 1, P Hilgard 1
  • 1Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterolgie und Hepatologie, Essen, Germany
  • 2Universitätsklinikum Essen, Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Essen, Germany
  • 3Universitätsklinikum Essen, Institut für Nuklearmedizin, Essen, Germany

Einleitung: Die Microsphären- und Partikel-Technologie mit gezieltem Transport antiproliferativer Substanzen oder Strahlung in einen Tumor repräsentiert eine neue Generation von Therapeutika in der interventionellen Onkologie. Die intrahepatische Applikation von 90Y-Microsphären erlaubt eine lokal ablative Behandlung auch multifokaler Lebertumoren, die bisher nur einer systemischen Therapie zugänglich waren. Während weltweit bisher vor allem Patienten mit sekundären Lebertumoren behandelt wurden, war es das Ziel dieser Studie, die Sicherheit und Effektivität der Therapiemethode bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem primären hepatozellulären Karzinom (HCC) zu evaluieren.

Methodik: Von 11/06 bis 03/07 wurden 22 Patienten mit disseminiert wachsendem HCC mit oder ohne Pfortaderthrombose behandelt. Weder chirurgische, noch andere lokal ablative Verfahren (RFTA, Chemoembolisation) kamen für diese Patienten in Betracht. Die Leberfunktion nach CTP-Score lag zwischen 6 und 9 Punkten. Die Injektion von 90Y-Microsphären (TheraSphere®) wurde über einen im rechten oder linken Hauptstamm der A. hepatica positionierten Mikrokatheter entweder unilobär oder zweizeitig bilobär vorgenommen.

Ergebnisse: 16/22 Patienten zeigten bildmorphologisch nach 30 Tagen eine partielle Remission, bei einigen (5/22) der behandelten Patienten waren die Tumorherde nach radiologischen Kriterien komplett nekrotisch. Bei keinem der Patienten kam es unter Therapie in der bisher kurzen Nachbeobachtungszeit zu einem radiologischen Progress. Bei den Patienten mit primär erhöhtem AFP (15/22) kam es nach einmaliger Behandlung zu einer >50%igen Abnahme, teilweise sogar zu einer kompletten Normalisierung des Markers. Als einzig relevante Nebenwirkung trat bei einigen Patienten nach 3–7 Tagen eine vorübergehende Abgeschlagenheit (Fatigue-Syndrom) auf.

Schlussfolgerung: Die selektive interne Radiotherapie mit 90Y-Microsphären (TheraSphere®) stellt bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem HCC (hohe Tumorlast, Gefäßinvasion) eine neue und sichere Therapiealternative dar. Bei bisher limitierter Nachbeobachtungsdauer war eine teilweise sehr gute Ansprechrate der Tumoren zu verzeichnen. Die Konsequenz dieser Ergebnisse für das Gesamtüberleben der Patienten wird weiter untersucht.