Z Gastroenterol 2007; 45 - P019
DOI: 10.1055/s-2007-988166

Darmkrebsprävention im Land Brandenburg – Erfolg einer zielgruppenorientierten Öffentlichkeitsarbeit

W Pommerien 1, D Nürnberg 2
  • 1Städtisches Klinikum Brandenburg, Klinik für Innere Medizin II, Brandenburg, Germany
  • 2Ruppiner Kliniken, Medizinische Klinik B, Neuruppin, Germany

Einleitung: Männer entwickeln früher und häufiger als Frauen Kolonpolypen und kolorektale Karzinome. Im Kontrast dazu ist die Teilnahme von Männern an Darmkrebsvorsorge-Maßnahmen erheblich geringer als die von Frauen.

Ziele: Eine hohe Inanspruchnahme der Vorsorgekoloskopie durch Männer, insbesondere zwischen 55 und 65 Jahren, ist beim aktuellen bundesweiten Präventionsprogramm von zentraler Bedeutung.

Methodik: Seit Dezember 2002 gibt es im Land Brandenburg ein breites Bündnis von Tumorzentrum Brandenburg, Landesarbeitsgemeinschaft Onkologie (LAGO), Krankenkassen, Kassenärztlicher Vereinigung Brandenburg (KV), Gesundheitsministerium und Sponsoren zur Förderung der Darmkrebsfrüherkennung. Die Kampagne fokussierte von Beginn an die Werbeaktivitäten auf „jüngere“ Anspruchsberechtigte, insbesondere Männer. Sie organisierte Aufklärungsaktionen in großen Betrieben und Verwaltungen des Landes, in Baumärkten und zuletzt 2006 im Jahr der Fußballweltmeisterschaft in Fußballstadien (Motto: „Damit Opa noch länger hält“).

Ergebnis:

1.) Durch Einbindung der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBB) in die Kampagne gelang es, außerordentlich frühe Daten über die Beteiligung an der präventiven Koloskopie und über die Polypektomierate zu generieren.

2.) Entgegen den Befürchtungen eines deutlichen Nachlassens des Vorsorgeverhaltens nach 2004/2005 gab es im Land Brandenburg keinen wesentlichen Rückgang der Beteiligung an der präventiven Koloskopie. Die kumulative Anspruchnahme dieser Vorsorgemaßnahme bis Ende Juni 2006 lag bei 14% und damit deutlich über den bundesweiten Schätzungen von 10%.

3.) Brandenburger gehen früher zur präventiven Koloskopie als der Bundesdurchschnitt.

4.) Der Anteil von Männern bei der Vorsorgekoloskopie liegt bei 47% (im Bundesdurchschnitt 40%)

5.) Die Zahl der kurativen Koloskopien nahm nicht ab.

Schlussfolgerung: Mit einer landesweiten zielgruppenorientierten Motivationsarbeit gelang es, die Risikopopulation der Männer unter 65 außergewöhnlich häufig zur Darmkrebsvorsorge zu bewegen. Eine fokussierte Öffentlichkeitsarbeit benötigt aktuelle Daten, die von den Kassenärztlichen Vereinigungen bereitgestellt werden können. Durch enge Kooperation kann es gelingen, indikationsgerecht präventive und kurative Koloskopien auf hohem Niveau anzubieten.