Z Gastroenterol 2007; 45 - P003
DOI: 10.1055/s-2007-988150

Das humane DNA Mismatch Reparatur-Protein hMLH1 reguliert die Expression und den Kerntransport von Thymosin ß4

J Trojan 1, N Weber 1, S Zeuzem 1, A Brieger 1
  • 1Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Univeristät, Medizinische Klinik I, Frankfurt, Germany

Keimbahnmutationen der DNA-Mismatchreparatur-(MMR) Gene hMLH1 und hMSH2 sind mit dem hereditären, nichtpolypösen kolorektalen Karzinom (HNPCC) assoziiert. Neben der zentralen Rolle bei der MMR werden insbesondere für hMLH1 jedoch weitere Funktionen vermutet. Um dies weiter zu klären, untersuchten wir eine humane cDNA-Bank mit einem neuen bakteriellen Zwei-Hybrid-System (BacterioMatch) nach hMLH1-Interaktionspartnern. Thymosin ß4 (Tß4), das wichtigste actin-sequestrierende Protein eukaryontischer Zellen, wurde hierbei als Interaktionspartner identifiziert. Wir konnten zeigen, dass Tß4 im Zytoplasma hMLH1-defizienter 293T Zellen und der hMLH1-defizienten HCT116 Kolonkarzinomzelllinie schwach exprimiert wird. Im Gegensatz hierzu weisen sowohl stabil hMLH1-transfizierte HCT116-Zellen (HCT 116 mlh 1–2) als auch transient hMLH1-transfizierte 293T-Zellen eine hohe Tß4-Expression auf. Zusätzlich konnten wir mittels konfokaler Lasermikroskopie eine nukleäre Kolokalisation von hMLH1 und Tß4 nachweisen. Die Transfektion von 293T Zellen mit hMLH1 Mutanten mit defekter Kernlokalisationssequenz resultierte in einer zytoplasmatischen Kolokalisation. Als weitere Funktionen von Tß4 werden Einflüsse auf Zellmigration, Angiogenese und Transkription diskutiert. Um zu Untersuchungen ob die Zellmigration (CytoSelect Cell Migration Assay) von HCT116-Kolonkarzinomzellen einer Regulation durch Tß4 in Abhängigkeit von hMLH1 unterliegt, wurde Tß4 durch RNA-Interferenz (siRNA) herunterreguliert. Hierbei zeigte sich für hMLH1-defiziente HCT116-Zellen verglichen mit hMLH1-profizienten Zellen eine deutlich geringere Zellmigration. Zusammenfassend identifizierten wir Thymosin ß4 als Interaktionspartner von hMLH1. hMLH1 bewirkt in vitro sowohl eine Stabilisierung von Tß4 als auch eine nukleäre Translokation. Möglicherweise hat die fehlende Interaktion durch Ausfall von hMLH1 bei einem Teil der Patienten mit HNPCC einen Einfluss auf das Metastasierungsverhalten.