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DOI: 10.1055/s-2007-985982
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG
Medizinischer Honig hilft in der Wundpflege bei immunsupprimierten Kindern
Publication History
Publication Date:
28 September 2007 (online)
Medizinischer Honig hilft in der Wundpflege bei immunsupprimierten Kindern
Mit dem medizinischen Honig Medihoney™ (http://www.medihoney.com) steht dem modernen Wundmanagement ein CE-zertifiziertes Medizinprodukt zur Verfügung [8], welches in allen Phasen der Wundheilung Anwendung findet und sich mit konventionellen Wundverbänden kombinieren lässt. Der aus Australien und Neuseeland stammende Honig wird von Leptospermum-Gewächsen gewonnen, die zur Familie der Myrthen gehören. Die Anwendung von Leptospermum-Bestandteilen in der Wundpflege ist ein sehr altes naturheilkundliches Verfahren indigener Völker aus Neuseeland [7].
Schon in der Inflammationsphase entzieht der medizinische Honig der Wunde durch die hohe Osmolarität Flüssigkeit, die für das oft schmerzhafte Wundödem verantwortlich ist. Das Enzym Glucoseoxidase, das in den Kopfdrüsen der Bienen gebildet wird, wandelt kontinuierlich an der Grenzfläche zur Wunde Glucose über das Zwischenprodukt Gluconolacton in Gluconsäure um. Hierbei entsteht in niedrigen Konzentrationen H2O2, welches einen Teil der antimikrobiellen Wirkung des Honigs vermittelt. Darüber hinaus wirkt Medihoney™ auch in 5-15%iger Verdünnung antibakteriell, insbesondere gegen Staphylokokken (inklusive MRSA) [3], [5]. Bisher wurde diese eigenständige antibakterielle Wirkung nur bei Honigen von Leptospermum-Gewächsen nachgewiesen. Zur sicheren Inaktivierung von Clostridiensporen wird der medizinische Honig mit γ-Strahlen behandelt, was sich nicht nachteilig auf die wundheilungsfördernden Eigenschaften auswirkt [6].
Eine australische Arbeitsgruppe belegte in einer vergleichenden klinischen Studie die Wirksamkeit von Medihoney™ bei der prophylaktischen Anwendung an der Eintrittsstelle von Dialysekathetern zur Vermeidung von katheterassoziierten Bakteriämien. Medihoney™ wurde dabei mit Mupirocin verglichen. Mupirocin ist wirksam gegen grampositive Erreger, insbesondere auch Staph. aureus (und MRSA). Medihoney™ gilt als gut verträglich und ebenso wirksam wie Mupirocin. Resistenzen wurden in der Honig-Gruppe nicht beobachtet. Hingegen entwickelten 2 % der Staph.-aureus-Isolate eine Resistenz unter der Mupirocin-Behandlung [4].
Die ersten Erfahrungen unserer Arbeitsgruppe mit dem medizinischen Honig in der Wundpflege bei immunsupprimierten Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankung und Chemotherapie wurden 2006 publiziert [8]. Derzeit laufende Anwendungsbeobachtungen sind auf der Homepage des Herstellers unter der URL http://www.medihoney.com einsehbar. Mit dem in Bonn entwickelten „Woundpecker”-Programm findet in Deutschland seit kurzem eine multizentrische Anwendungsbeobachtung statt (Start 20. Juli 2007), in der 150 Wundheilungsverläufe mit Medihoney™ dokumentiert werden. Nachdem sich diese Arbeitsgruppe etabliert hat, sollen prospektiv kontrollierte Studien im Vergleich mit anderen etablierten Methoden der Wundpflege folgen. Patienten mit akuten und chronischen Wunden, welche mikrobiell besiedelt oder infiziert sind, deren Wunden sich unter Standardmethoden der Wundbehandlung als therapierefraktär erweisen, eignen sich für diese Datenbank ebenso wie Verläufe von Wundheilungen bei Verbrennungen und Verbrühungen (bis Grad II), Impetigo contagiosa, Zoster sowie bei Herpesinfektionen der Haut [1] und Superinfektionen beim atopischen Ekzem. Hervorzuheben ist auch die geruchsvermindernde Wirkung dieses Honigs bei der Anwendung auf übel riechenden Wunden.
Die Akzeptanz auf Seiten der Patienten ist sehr gut. Schmerzen wie Brennen oder stärkerer Juckreiz, die wahrscheinlich auf den niedrigen ph-Wert (im Mittel 4,4) des Honigs zurückzuführen sind, treten bei etwa 5 % der Patienten auf. Im Einzelfall kann dies zum Abbruch der Behandlung zwingen. Bei der Anwendung von medizinischem Honig in der Wundheilung sollte stets darauf geachtet werden, dass das Produkt bis zum nächsten Verbandwechsel auf der Wunde bleibt. Dies wird durch die Kombination von Wundverbänden entsprechend der Heilungsphase erreicht. Medihoney™ kommt dabei der Eigenschaft von Hydrogelen nahe und entspricht somit dem Prinzip der feuchten Wundbehandlung. Alginate bilden in Verbindung mit dem Honigprodukt eine gallertartige Substanz, die ein Verbleiben der Wundauflage in Wundtaschen ermöglicht. Hydrokolloide eignen sich neben Folienpflaster ebenso wie PU-Schäume und herkömmliche (sterile) Pflaster zur Fixierung des Verbands. Auch Hydrofiberkompressen können sehr gut mit Medihoney™ kombiniert werden. Die Verbandwechsel sind praktisch schmerzfrei. Von einer Analgosedierung, die bei Kindern oft nötig ist, kann daher meist abgesehen werden [2]. Die Anwendung sollte stets in ein zeitgemäßes Gesamtkonzept der Wundpflege eingebunden sein und bei chronischen Wunden oder signifikanten Komorbiditäten von Ärzten oder Wundpflegefachkräften supervidiert werden.
Literatur
- 01 Al-Waili N S. Topical honey application vs. acyclovir for the treatment of recurrent herpes simplex lesions. Med Sci Monit. 2004; 10 (8) 94-8
- 02 Dunford C, Cooper R, Molan P. Using honey as a dressing for infected skin lesions. Nurs Times. 2000; 96 (S 14) 7-9
- 03 French V M, Cooper R A, Molan P C. The antibacterial activity of honey against coagulase-negative staphylococci. J Antimicrob Chemother. 2005; 56 (1) 228-31
- 04 Johnson D W, MacGinkey R, Kay T D, Hawley C M, Campbell S B, Isbel N M. et al. . A randomized controlled trial of topical exit site mupirocin application in patients with tunnelled, cuffed haemodialysis catheters. Nephrol Dial Transplant. 2002; 17 (10) 1802-7
- 05 Lusby P E, Coombes A L, Wilkinson J M. Bactericidal activity of different honeys against pathogenic bacteria. Arch Med Res. 2005; 36 (5) 464-7
- 06 Molan P C, Allen K L. The effect of gamma-irradiation on the antibacterial activity of honey. J Pharm Pharmacol. 1996; 48 (11) 1206-9
- 07 Molan P C. The evidence supporting the use of honey as a wound dressing. Int J Low Extrem Wounds. 2006; 5 (1) 40-54
- 08 Simon A, Sofka K, Wiszniewsky G, Blaser G, Bode U, Fleischhack G. Wound care with antibacterial honey (Medihoney) in pediatric hematology-oncology. Support Care Cancer. 2006; 14 (1) 91-7
Kontakt
PD Dr. med. Arne Simon
Kai Santos
Pädiatrische Hämatologie und Onkologie
Zentrum für Kinderheilkunde
Adenauerallee 119
53113 Bonn
Email: kai.santos@ukb.uni-bonn.de