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DOI: 10.1055/s-2007-985809
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Felsenbeincholesteatom - Frühere Diagnose erhöht Therapiechancen
Publication History
Publication Date:
23 August 2007 (online)
Das Felsenbeincholesteatom ist eine komplexe Herausforderung für Diagnostik und Therapie. Aufgrund seines schleichenden Wachstums wird es oft erst spät erkannt, wenn beträchtliche funktionelle Schäden wie Fazialisparese, Hörverlust, Einbruch in Karotis, Jugularvene, Sinus sigmoideus oder Dura vorhanden sind und die Lebensqualität stark eingeschränkt ist. G. Magliulo berichtet in einer retrospektiven Studie über seine Erfahrungen im Management von Patienten mit Felsenbeincholesteatom. Eur Arch Otorhinolaryngol 2007; 264: 115-120
Die 52 Patienten im Alter von 18 bis 72 Jahren, die in die Studie eingingen, waren zwischen 1987 und 2003 mit verschiedenen Techniken operiert worden. Besonderes Interesse galt der Frage, inwieweit bildgebende Verfahren wie hochauflösende CT und/oder MRT die Frühdiagnose verbessert haben. Dazu wurden die Zeiträume 1987-1996 und 1997-2003 getrennt analysiert. 45 der Patienten hatten ein primäres Cholesteatom, 7 ein Rezidiv. Die topografische Einteilung erfolgte nach der Senna-Klassifikation. Präoperativ litten 45 Patienten an einem Hörverlust (18 komplett, 21 gemischt, 5 konduktiv und 1 sensorineural) und 28 an einer Fazialisparese (1 vom Grad II, 5 vom Grad III, 4 vom Grad V, 18 von den Graden V und VI, gemäß House-Brackmann-Klassifikation).
Die Patienten wurden im Schnitt 7,8 Jahre mittels CT und/oder MRT nachbeobachtet. Bei 18 Patienten mit Fazialisparese vom Grad V-VI wurde eine Nervenrekonstruktion unter Einsatz verschiedener Transplantations- und Anastomosetechniken vorgenommen. In 4 von 10 Fällen mit Fazialisparese vom Grad II-IV kam es nach Entfernung des Cholesteatoms zu einer partiellen Erholung der Nervenfunktion. 3 von 26 Patienten mit Fazialisparese vom Grad I vor der Operation verschlechterten sich postoperativ (2 auf Grad III, 1 auf Grad IV). Die Zahl der Patienten mit normalem Hörvermögen sank postoperativ von 4 auf 2, während die Zahl derjenigen mit komplettem Hörverlust von 11 auf 19 stieg. In 9 Fällen hatte sich das Cholesteatom auf die Karotis ausgedehnt und in 4 Fällen auf den Sinus sigmoideus bzw. die Jugularvene. Die Cholesteatome konnten ohne Läsionen entfernt werden.
In der 2. Beobachtungsperiode ging die Zahl der ausgedehnten Eingriffe zugunsten der subtotalen Petrosektomie deutlich zurück, vermutlich weil aufgrund des zunehmendes Einsatzes von CT und/oder MRT mehr kleine Cholesteatome gefunden wurden. Die Rate der präoperativen Fazialisparesen vom Grad V-VI sank deutlich von 45,8 auf 25%, während die Rate der partiellen Paresen vom Grad II-IV von 16,7 auf 21,4% leicht anstieg. Eine Rekonstruktion des Fazialisnervs war nur noch in 27% der Fälle erforderlich, vorher waren es 43% gewesen. In puncto Hörverlust bestand kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Beobachtungsperioden. Allerdings gelang es in 3 Fällen, durch die Kombination von subtotaler Petrosektomie und partieller Labyrinthektomie das Hörvermögen zu erhalten.