Pneumologie 2007; 61 - P20
DOI: 10.1055/s-2007-985725

Die nichtinvasive Langzeitbeatmung bei COPD führt zur Normokapnie, zu einer Funktionsverbesserung der Atmungsfunktion über die gesamte Lebenserwartung

C Welsch 1, G Laier-Groeneveld 1
  • 1Klinikum Niederrhein, Ev. und Johanniter Krankenhaus, Med. Klinik II, Oberhausen

Randomisierte Studien zur nichtinvasiven Beatmung bei COPD haben keine Verbesserung des pCO2 unter Beatmung und unter Spontanatmung gezeigt. Die Beatmungseinstellung erfolgte „nach maximaler Toleranz des Patienten“. Da der pCO2 aber ausschließlich von der Ventilation, d.h. dem alveolären Atemvolumen abhängt, widerspricht dies der Physiologie. Es war daher zu prüfen, ob eine Beatmungseinstellung mit dem Ziel der Normokapnie möglich ist und welche Langzeiteffekte hieraus resultieren.

Methode: 172 Patienten mit COPD, 62,7 ((plusnm)) 8 Jahre, BMI 25((plusnm)) 5kg/m2, 125Männer, unter nichtinvasiver Beatmung wurden über einen Zeitraum von bis zu 10 Jahren nachverfolgt.

Ergebnisse: 140 waren mit Volumenvorgabe und 32 mit Druckvorgabe beatmet: VT=0,95((plusnm))0,2l, Beatmungsdruck: 29 ((plusnm)) 6 mbar, Frequenz 18((plusnm)) 2..

Innerhalb von 1 bis 6 Stunden konnte der pH von 7,4 auf 7,45 und der pO2 von 52 auf 68mmHg angehoben, der pCO2 von 51 auf 42mmHg und das Bikarbonat von 32 auf 29mmol/l durch die Beatmung gesenkt werden (p<0,001). Im weiteren Verlauf fiel der pCO2 auch unter Spontanatmung auf 43((plusnm)) 6mmHg (p<0,0001) und blieb bis zum Ende der Studie konstant. Er blieb im Mittel 2,5mmHg über dem pCO2 am Beatmungsgerät und lag in keinem Fall niedriger.

Vitalkapazität und FeV1 nahmen zu Beginn leicht zu (p<0,05). Atemzugvolumen und Atemminutenvolumen nahmen unter Spontanatmung zu (p<0,01), die Frequenz blieb konstant.

Der Po.1 stieg von 0,61 auf 0,64 (p<0,07), der P0,1max von 3,0 auf 3,4 kPa (p<0,004) und der PImax von 4,7 auf 5,3 (p<0,0001) als Ausdruck einer Zunahme der Atmungsmuskelkraft.

P0,1/VE blieb konstant als Nachweis, dass weder Resistance noch Compliance des Thorax sich geändert hatten.

Nach 2 Jahren überlebten 62% nach 4 Jahren 48% nach 7 Jahren 43% der Patienten. Mit 68% war die häufigste Todesursache die respiratorische Insuffizienz, gefolgt von kardialen Ereignissen in 6% und Infektgeschehen in 4%. Die Überlebensrate war umso größer je niedriger die Überblähung (RV/TLC), je niedriger die Beanspruchung der Atmungsmuskulatur (p0,1/PImax), je höher der pO2 und je niedriger der pCO2 unter Spontanatmung nach Beatmungseinleitung.

Schlussfolgerung: Die nichtinvasive Beatmung mit dem Ziel der dauerhaften Normokapnie bei COPD ist erreichbar, wenn Beatmungsdrücke von 30mbar und Atemzugvolumina von 0,9l eingesetzt werden. Entsprechend der physiologischen Eigenschaften des CO2hängt dies von der Beatmungseinstellung und der Anleitung des Patienten ab. Dabei sind die Last der Atmungsmuskulatur, ein hoher pO2 und ein niedriger pCO2 für ein besseres Überleben prognostisch relevant.

Die „Dosis“ der Beatmung in den bisherigen randomisierten Studien zur nichtinvasiven Beatmung bei COPD kann deutlich gesteigert werden. Dann sind auch physiologische Verbesserungen, die die Wirksamkeit einer nichtinvasiven Beatmung bei COPD eindeutig belegen.