Pneumologie 2007; 61 - P12
DOI: 10.1055/s-2007-985717

Kasuistik: Demyelisierende Rod Myopathie mit chronischer ventilatorischer Insuffizienz unter nicht invasiver Beatmung im Langzeitverlauf

R Jadaan 1, M Huntemann 1, J Lorenz 1
  • 1Klinik für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin, Klinikum Lüdenscheid

Einführung: Die „Rod“ Nemaline Typ III Myopathie, ist eine seltene, sich im Erwachsenenalter manifestierende Form einer demyelisierenden Muskelerkrankung und geht mit einer progredienten, chronischen ventilatorischer Insuffizienz einher. Kann unter einer nicht invasiven Beatmung eine nachhaltige Verbesserung der Atempumpfunktion erreicht werden?

Kasuistik: Bei einem männlichen Patienten (geboren 1961) der im Jahr 2000 nach kardiopulmonaler Reanimation infolge ventilatorischer Insuffizienz intensivmedizinisch aufgenommen worden war, wurden in einer Biopsie des Musculus deltoideus mit der modifizierten Gomori-Trichrom Bearbeitung des Präparats kleine fuszinophilen Stäbchen (“rods“) nachgewiesen. Bei der NADH-Darstellung fanden sich myofibrilläre ATPasen (pH 9,4/4,6/4,2). So konnten die Fasern, in denen rods nachzuweisen waren, dem Fasertyp I zugeordnet werden. Dementsprechend konnte die Diagnose einer Rod Myopathie – in diesem Falle wahrscheinlich Alpha-Actin-Mutation (Chromosom 1 Q 42.1), möglicherwiese als de-novo Mutation, festgestellt werden. Der Patient wurde nach der postakuten Phase bei Intoleranz selbst individuell konfektionierter Nasen- Mund- Masken einer nicht invasiven Bilevel- Beatmung mit einer Full-face Maske zugeführt.

Ergebnisse: Der Patient wurde bei einer beatmungspflichtigen CO2 Narkose im Krankenhaus intubiert aufgenommen. Nach Extubation wurde eine intermittierende Bilevel- Beatmung (IPAP=24/EPAP=6mmHg) aufgenommen. Begleitend erfolgte über die gesamte Zeit eine gezielte muskuläre Übungsbehandlung. Bei langsamer Progredienz der Erkrankung blieb die maschinelle Atemhilfe auf die Nachtstunden beschränkt. Im Verlauf wurde eine gute Toleranz des Beatmungszuganges mittels Einsatz einer Ganzgesichts- Maske erreicht. Der Erkrankungsbefall blieb weitgehend auf die Muskulatur des Körperstammes beschränkt.

Die Protokollierung der kapillären Blutgasanalysen (Tabelle) über fast sieben Jahre konnte eine Stabilisierung der Atempumpenfunktion unter nicht invasiver Beatmung objektivieren: Der Patient ist selbständig und vollschichtig beruflich tätig.

Tabelle: Repräsentative kapilläre Blutgase von 2000 bis 2007

IPAP

EPAP

11/2000

pO2 70mmHg,

pCO2 55mmHg

-

-

12/2000

75mmHg,

38mmHg

-

-

04/2001

82mmHg,

43mmHg

-

-

04/2002

93mmHg,

42mmHg

18 mbar

7 mbar

08/2004

79mmHg,

48mmHg

18 mbar

5 mbar

06/2005

89mmHg,

40mmHg

20 mbar

5 mbar

06/2006

89mmHg,

40mmHg

20 mbar

5 mbar

02/2007

80mmHg,

39mmHg

20 mbar

5 mbar

Schlussfolgerung: Die nicht invasive Beatmung stellt eine sehr gute Methode dar, um eine chronische Ventilationsinsuffizienz bei Nemaline Myopathie zu behandeln. Eine Möglichkeit die sich bei Intoleranz konfektionierter und individuell angefertigten Nasen- Mund- Masken anbietet, ist der Einsatz einer Ganzgesichts- (Full-face) Maske.