Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2007; 14(1): 9
DOI: 10.1055/s-2007-985229
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Peru - Fledermaustollwut durch Bisse von Vampirfledermäusen

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
01. August 2007 (online)

 

Ende Dezember 2006 sind in den südöstlichen peruanischen Regionen Madre de Dios und Puno elf Menschen (vier davon Kinder) an der Tollwut verstorben. Alle Betroffenen wurden durch Bisse von Vampirfledermäusen (Desmodus rotundus) infiziert. Die Verstorbenen gehörten ärmeren Bevölkerungsschichten an, die häufig nicht in geschlossenen Räumen schlafen. Dementsprechend ist das Risiko, in der Nacht von Fledermäusen gebissen zu werden, deutlich erhöht. Eine sinnvolle Schutzmaßnahme ist neben der Impfung und dem Schlafen in geschlossenen Räumen beispielsweise das Schlafen unter Moskitonetzen.

Bei den sogenannten Vampirfledermäusen handelt es sich um die einzigen Säugetiere, die sich ausschließlich von Blut ernähren. Sie sind nachtaktiv und kommen nur in Zentral- und Südamerika vor. Drei Arten sind bekannt, von denen sich zwei meist vom Blut von Vögeln ernähren. Desmodus rotundus ist die einzige der drei Arten, die das Blut von Säugetieren (meist Rinder) bevorzugt. Der Speichel der Tiere enthält einerseits ein Betäubungsmittel und andererseits einen Gerinnungshemmer.

Bereits im September und November des letzten Jahres (2006) sind bei zwei separaten Ausbrüchen in den nördlichen Regenwaldgebieten Perus elf Menschen (Volksgruppe der Huambisa und Aguaruna) an der Tollwut verstorben. Auch hierbei kam es durch die Bisse von Vampirfledermäusen zu den Infektionen. Betroffene Region war dabei die Provinz Condorcanqui an der Grenze zu Ecuador.

Diese Häufung der Tollwut beim Menschen bedingt durch Bisse von Vampirfledermäusen ist keine Besonderheit für die peruanischen Regenwaldgebiete. Seit 2003 steigen die Zahlen der humanen Tollwutinfektionen aufgrund von Fledermausbissen in verschiedenen südamerikanischen Regenwaldregionen an. Dies gilt insbesondere für Brasilien, Peru, Venezuela und Kolumbien. In Brasilien übertrifft die Zahl der durch Vampirfledermäuse verursachten Tollwutfälle beim Menschen mittlerweile sogar die Anzahl der durch Hunde verursachten Tollwuterkrankungen. Dies liegt weniger am Anstieg der Fledermaustollwutfälle, vielmehr an Kontrollmaßnahmen innerhalb der Hundepopulationen. Am meisten davon sind die brasilianischen Regionen Para und Maranhao betroffen.

Der Grund für den häufigen und in den letzten Jahren steigenden Kontakt der Fledermäuse zum Menschen wird in der zunehmenden Entwaldung und den damit einhergehenden Veränderungen im Wanderverhalten dieser Tiere gesehen. Die Fledermäuse sind in der Regel nicht aggressiv. Darüber hinaus sind nicht Menschen, sondern meist Rinder von der Tollwut betroffen. Man schätzt, dass in Südamerika jährlich zirka 100000 Rinder aufgrund der Fledermaustollwut sterben.

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