Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - WP2
DOI: 10.1055/s-2007-984676

Tumorantigen-spezifische T-Gedächtniszellen des Knochenmarks als adoptive zelluläre Immuntherapie bei Patientinnen mit metastasierendem Mammakarzinom

F Schütz 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Heidelberg

Interaktionen zwischen dem zellulären Immunsystem und malignen Erkrankungen sind bei zahlreichen Tumorentitäten beschrieben worden. Dabei konnte gezeigt werden, dass nachgewiesene immunologische Reaktionen die Prognose der Krebspatienten verbessern.

Unsere Arbeitsgruppe konnte erstmals beweisen, dass bei ca. 70% der primären und ca. 23–50% der fortgeschrittenen Mammakarzinompatientinnen tumorantigen-reaktive CD3+CD45R0+ T-Gedächtniszellen (TMC) im Knochenmark (KM) mittels INF-γ-ELISPOT nachgewiesen werden können. Diese TMC konnten wir des weiteren ex vivo mithilfe von tumorantigen-gepulsten dendritischen Zellen (DC) zu CD8+ und CD4+ T-Effektorzellen reaktivieren, die daraufhin antitumoröse Eigenschaften in vitro und in vivo entwickelten. Wir konnten diese reaktivierten TMC erfolgreich zur effektiven Therapie fortgeschrittener humaner Mammakarzinome in NOD/SCID-Mäusen einsetzen.

Da diese spezifischen TMC relativ stabil gegenüber zytostatischen und endokrinen Therapien zu sein scheinen, wurde eine translationale Phase-1 Studie durchgeführt. 69 Patientinnen mit metastasierendem Mammakarzinom wurden gescreent. 11 Patientinnen hatten einen positiven Nachweis tumorantigen-reaktiver TMC. Diese wurden mit einer einmaligen Applikation dieser CD8+ und CD4+ T-Effektorzellen des KM, die zuvor mittels tumorlysat-(MCF7)-gepulster DC reaktiviert worden waren, behandelt. Es wurden durchschnittlich 0,3 bis 5,7×107 reaktivierte T-Zellen als Zellsuspension mit den DC reappliziert. Wir konnten zeigen, dass die Applikation der T-Zellen bezüglich der primären Studienziele sehr gut machbar war und keine Nebenwirkungen aufwies. Einzelne fallende Tumormarkerverläufe zeigten, dass die Tumorzellen auf die Immuntherapie angesprochen hatten. Im Immunmonitoring konnten wir immunologische Reaktionen in der Hälfte der behandelten Patientinnen nach sieben Tagen nachweisen. Diese Patientinnen erhielten signifikant mehr Immunzellen als diejenigen, die keine anhaltende Immunreaktion zeigten. Interessanterweise neben der erwarteten TH1- auch eine TH2-Antwort eine Rolle zu spielen scheint. In einer laufenden Phase-II Studie, wird nun die Effektivität einer solchen Immuntherapie untersucht.