Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - F8
DOI: 10.1055/s-2007-984667

Fertilitätsprobleme in Afghanistan – Ein Überblick

F Nassir 1, E Merz 1
  • 1Krankenhaus Nordwest, Frankfurt/Main, Deutschland

Einleitung: Weltweit sind ca. 60–80 Mio. Paare von primärer oder sekundärer Sterilität betroffen, die meisten leben in Entwicklungsländern, wie in Afghanistan.

In der Ambulanz der Frauenklinik des Istiklal-Krankenhauses in Kabul stellten sich von Juli 2005 bis August 2005 insgesamt 96 Patientinnen aufgrund von Fertilitätsproblemen vor.

Ergebnisse: Bei 3 (3,1%) Patientinnen konnte als Ursache der Sterilität eine Genital-TBC diagnostiziert werden. Die Symptome waren typisch für eine Genital-TBC (Salpingitis tuberculosa, Adnextuberkulose mit Ausbildung entzündlicher Konglomerattumore sowie Endometritis tuberculosa) In Fällen 46 (47,9%) Fällen waren in der Anamnese kleine gynäkologische Eingriffe (Abortabrasio, EUG) bekannt. 93 (96,8%) der Patientinnen litten an posttraumatischen Belastungsstörungen. Bei 11 (11,4%) konnten intraoperativ typische Symptome einer Chlamydieninfektion beobachtet werden.

Schlussfolgerung: Die häufigste Ursache von Fertilitätsproblemen in Afghanistan sind sexuell übertragbare infektiöse und parasitäre Krankheiten wie Chlamydien, Gonokokken, Genital-TBC oder Schistosomiasis. Aber auch nicht korrekt durchgeführte Abtreibungen oder unsterile gynäkologische Eingriffe können zur Fertilitätsproblemen führen. In Afghanistan sind vor allem soziokulturelle Faktoren; z.B. arrangierte Ehen, Verwandtenehe, Kinderzwangsverheiratung, sexualisierte Gewalt und die posttraumatische Belastungsstörung eine wichtige Ursache. Nicht zuletzt sollte bei ansteigender Inzidenz der TBC-Erkrankungen in Entwicklungsländern auch an eine Genital-TBC bei Fertilitätsproblemen gedacht werden.