Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P8
DOI: 10.1055/s-2007-984659

Subakute sklerosierende Panencephalitis (SSPE) in der Schwangerschaft

D Korkmaz 1, M Hanke 1, S Thonke 1, B Bungert 1, T Müller 1
  • 1Frauenklinik, Klinik für Neurologie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Hanau gGmbH, Hanau

Fragestellung: Die subakute sklerosierende Panencephalitis ist eine sehr seltene Komplikation von

Masern.Beginnend mit psychischen und intellektuellen Veränderungen entwickelt sich ein progredienter Verlauf mit neurologischen Störungen und Ausfällen mit infauster Prognose.

Methode: Wir berichten über eine 31-jährige IIIG IIP in der 31. Schwangerschaftswoche mit vorangegangener Chorionretinitis, die im Verlauf erst Wesensveränderungen wie Depression und Suizidalgedanken und dann zunehmend neurologische Symptome mit erheblichen Vigilanzstörungen entwickelte, so dass eine Sectio caesaria in der 31 SSW durchgeführt worden ist.Die Patientin wurde komatös und verstarb 3 Wochen postpartal. Das Kind entwickelte sich komplikationslos bei negativer Masernserologie und fehlendem Virusnachweis.

Ergebnisse: In der Liquorpunktion wurde eine erhöhte Produktion von Immunglobulinen diagnostiziert. Als wegweisene Auffälligkeit zeigte sich ein massiv erhöhter Liquorserum-Antikörper-Index für Masern. Kernspintomographisch fanden sich beidseitige frontale und temporo-basale Signalsteigerungen, die als Zeichen der Encephalitis zu werten sind.

Schlussfolgerung: Bei Wesensveränderungen sollte differentialdiagnostisch auch an eine organische Genese gedacht werden.Trotz erheblich zurückgegangener Prävalenz von Masern in Deutschland aufgrund praktizierter Impfung muss auch differentialdiagnostisch neben der Herpes und CMV-Encephalitis die subakute sklerosierende Panencephalitis in Erwägung gezogen werden.