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DOI: 10.1055/s-2007-984614
Die spontane Sinus-cavernosus-Fistel; klinische Vielfalt nach Auswertung von 8 Fällen
Hintergrund: Die spontane Sinus-cavernosus-Fistel ist eine seltene aber ernstzunehmende Differenzialdiagnose bei rotem Auge. Nicht selten erleben die Patienten eine Odyssee bis zur endgültigen Diagnosestellung und Behandlung.
Methodik: Von 1996 bis 2000 wurden in der Uni-Augenklinik Jena 8 Patienten zur Mitbeurteilung bei unklarer chronischer Entzündung bzw. unklarer Protrusio bulbi vorgestellt. Mittels klinischer Untersuchung und MR-Angiographie wurde der dringende Verdacht auf eine Sinus-cavernosus-Fistel gestellt. Nach angiografischer Diagnosesicherung erfolgte der Verschluss der Fistel mittels transarterieller Coil-Embolisation.
Ergebnisse: Das Alter der Patienten lag zwischen 32 und 75 Jahren. Betroffen waren 7 Frauen und 1 Mann. Die Dauer der Anamnese von den ersten Symptomen bis zur Diagnosestellung betrug in 7 Fällen mehrere Monate bis zu 1,5 Jahren; bei einer Patientin trat ein akuter Exophthalmus infolge einer Aneurysmaruptur der Carotis interna in den Sinus cavernosus auf. Alle Patienten wiesen eine Protrusio bulbi und Hyperämie der venösen Gefäße aller Augenabschnitte auf. Bei 6 Patienten wurden durch Provokation (Bauchlage) eine Zunahme des Exophthalmus und ein Anstieg des Augendruckes hervorgerufen. Ein Pulsieren des Bulbus bzw. pulssynchrone Geräusche im Bereich der Orbita wurden bei 2 Patienten registriert. Bei 3 Patienten mit besonders langer Anamnese traten Visusverlust und Gesichtsfeldeinengung auf. 4 Patienten klagten über eine Diplopie. Nach dem Verschluss der Fistel bildeten sich die Symptome bei allen Patienten deutlich zurück. Bei zwei Patienten blieben leichte funktionelle Defizite zurück.
Schlussfolgerung: Bei chronischer unklarer einseitiger Hyperämie mit Protrusio bulbi sollte differentialdiagnostisch an eine Sinus-cavernosus-Fistel gedacht werden. Bei frühzeitiger Diagnosestellung und Verschluss der Fistel lassen sich irreversible funktionelle Schäden verhindern.