Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 68 - P3_7
DOI: 10.1055/s-2007-983694

Placenta increta bei extremer Frühgeburtlichkeit

L Gamper 1, CS Bryan 2, T Krauß 2, HK Wolf 3
  • 1Gynäkologie – Klinikum Lippe Detmold, Detmold
  • 2Frauenklinik – Klinikum Lippe Detmold, Detmold
  • 3Pathologie – Klinikum Lippe Detmold, Detmold

Einleitung: Die Placenta increta ist eine Sonderform der Plazentation mit bis in das Myometrium reichenden Zotten. Die Inzidenz nach Sectio caesarea oder anderen Gebärmutteroperationen ist deutlich erhöht und nimmt mit der Zahl der Eingriffe zu. Häufig wird die Diagnose erst im Rahmen einer schweren Blutung bei Plazentalösungsstörung gestellt.

Fallbericht: Eine 23-jährige Erstgravida wird in der 11. SSW erstmals mit Abortus imminens stationär aufgenommen. Sonographisch (B-Bild) besteht V.a. retrochoriales Hämatom. Nach konservativer Therapie und Sistieren der Blutung Entlassung in die ambulante Betreuung. Wiederaufnahme wegen progredienter Muttermundseröffnung (2cm) in der 21. SSW. Ein auffälliger Befund im Bereich der tief sitzenden Hinterwandplazenta wird als in Organisation befindliches retroplazentares Hämatom interpretiert (B-Bild). Bei dringendem Kinderwunsch und aus religiös-ethischen Gründen besteht die Patientin auf einer Maximaltherapie. Nach Antibiotikumtherapie, bei negativen Entzündungsparametern und unauffälligem Zervixabstrich wird in der 22+5 SSW bei einem auf 3cm eröffnetem Muttermund eine Notfallcerclage (modifiziert nach Hefner) durchgeführt. Ab 24+0 SSW RDS-Prophylaxe und Bolustokolyse mit Fenoterol i.v. In der 24+4 SSW kommt es zum vorzeitigen Blasensprung und therapierefraktärer Wehentätigkeit. Bei Querlage des Feten erfolgt die sekundäre Sectio caesarea. Intraoperativ tritt beim Versuch der Plazentalösung eine lebensbedrohliche, konservativ nicht beherrschbare Blutung auf. Unter dem Verdacht auf Placenta increta Entschluss zur Hysterektomie. Histologisch wird die Verdachtsdiagnose bestätigt. Exitus letalis des extrem unreifen Frühgeborenen am 1. Lebenstag.

Diskussion: Retrospektiv waren die sonographischen Befunde im Bereich der tief sitzenden Plazenta bei fehlenden Risikofaktoren (keine Gebärmutteroperation in der Anamnese) als retroplazentares Hämatom fehlinterpretiert worden. Die Möglichkeit der sonographischen Diagnostik einer Placenta increta und das sich daraus ergebende geburtshilfliche Management wird besprochen