Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_136
DOI: 10.1055/s-2007-983633

ICD10-Code: A18.3– Wer denkt an Peritonealtuberkulose? – ein Fallbericht

P Mahrhofer 1, A Mayer 1
  • 1KH Göttlicher Heiland, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Wien

1. Hintergrund:

Die weltweit zu den häufigsten Infektionserkrankungen zählende Tuberkulose kann ein Erscheinungsbild zeigen, dass der Klinik eines Ovarialcarcinoms äußerst ähnlich ist.

Fallbericht: Wir berichten von einer 20-jährigen Migrantin, die im April 2006 in unserer Ambulanz vorstellig wurde.

Anamnese: 20a, 160cm, 50kg, Grav II, Partus II, St.p.Fibroadenom Mamma dext mit PE

Ungefähr 6 Wochen post partum kommt es bei der Patientin zu einer auffälligen Zunahme des Bauchumfanges mit gleichzeitigem Gewichtsverlust und Metrorrhagie. Die Blutbefunde ergeben bei einem grenzwertig normalen roten und weißen Blutbild ein geringgradig erhöhtes CRP (4,74mg/l) sowie eine Erhöhung des CA 125 auf 376,9 U/ml.

Cor/Pulmo, Echocardiographie, Oberbauch- und Nierensonographie waren unauffällig, bei der Vaginosonographie zeigen sich beide Adnexen und der Uterus verplumpt, sowie reichlich freie Flüssigkeit intraperitoneal.

Bei der daraufhin durchgeführten Laparoskopie konnten primär 4000ml bernsteinfarbener Aszites abgesaugt werden, danach zeigte sich das innere Genitale, Leber, Omentum majus und das gesamte Peritoneum von weißlichen Granulomen und Stippchen überzogen, ähnlich einer Carcinosis peritonei. Im Bereich der Adnexen und des Peritoneums wurden multiple PE's entnommen, und histologisch aufgearbeitet. Dabei ergab sich histomorphologisch das Bild einer granulomatösen Entzündung vom Tuberkulosetyp, ein durchgeführter Mendel Mantoux Test war hochgradig positiv. Die danach ebenfalls getesteten Familienangehörigen waren Tbc seronegativ, die Patientin wurde tuberkulostatisch behandelt, es kam zu einer Normalisierung des Bauchumfanges, eine second look Laparoskopie war wegen der Rückkehr der Patientin in ihr Heimatland leider nicht möglich.

4. Schlussfolgerung:

Erhöhte Tumormarker, Gewichtsverlust und Aszites lassen uns im klinischen Alltag relativ rasch, auch bei jungen Frauen, an ein malignes Geschehen denken.

Da bei rund 60% der Fälle von Peritonealtuberkulose keine pulmonale Beteiligung stattfindet, besteht die hauptsächliche Diagnostik dieses klinischen Zustandsbildes in einer Kombination von explorativer Laparoskopie mit Entnahme von Probeexcisionen sowie serologischem Befund. Unmittelbar postoperativ sollte eine tuberkulostatische Therapie durchgeführt werden.