Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_134
DOI: 10.1055/s-2007-983631

Wie sicher ist die „Hebammengeburt“ im Krankenhaus?

D Kölle 1, B Ritzberger 1, K Riha 1, H Leitner 1, W Oberaigner 1
  • 1Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, BKH Schwaz, Schwaz

1. Fragestellung:

Seit Ende 2005 wird an unserer Abteilung die sogenannte „Hebammengeburt“ (=Geburt ohne Anwesenheit eines Arztes bis auf Versorgung einer Episiotomie) nach dem Vorbild der Wiener Frauenklinik durchgeführt. Ziel der Studie ist die Überprüfung der Sicherheit hinsichtlich mütterlicher und kindlicher Outcome-Parameter.

2. Methodik:

Wir analysierten die Outcome-Parameter aller „Hebammengeburten“ der Abteilung (n=152; 21% von 738 Geburten insgesamt) des Jahres 2006 aus dem Datensatz des Geburtenregisters Österreich und verglichen diese mit den vaginalen Geburten unter ärztlicher Anwesenheit (n=320; 43% von 738 Geburten) ohne geburtshilflich operativ entbindende Maßnahmen. Parameterfreie statistische Tests und χ2–Test kamen zur Anwendung.

3. Ergebnisse:

Die beiden Gruppen unterschieden sich signifikant hinsichtlich Parität (56,3% Erstgebärende ärztliche Geburt vs. 18,4% Hebammengeburt; p<0,001), Alter der Mutter (mit Arzt MW 28,4±5,4 a vs. Hebammengeburt 29,7±5,5 a; p=0,012) und Geburtsdauer (Häufigkeit 0 bis 6h Dauer: Geburt mit Arzt 61% vs. Hebammengeburt 82%; p<0,001). Bei der mütterlichen Morbidität (DR III/IV, Plazentalösungsstörung) zeigte sich kein Unterschied. Hebammengeburten hatten eine niedrigere Episiotomierate (10,5% vs. 40,9%; p<0,0001) und weniger PDA (2% vs. 7,5%; p<0,05). Das kindliche Outcome war gekennzeichnet durch signifikant bessere APGAR- und pH-Werte (pH-NA: MW 7,31±0,07, range 7,15–7,48 versus MW 7,27±0,07, range 7,05–7,50; p=0,0001) in der Gruppe der Hebammengeburten bei fehlendem Unterschied hinsichtlich Geburtsgewicht, Kopfumfang und Körpergröße. Es musste kein Kind nach Hebammengeburt an die Kinderklinik verlegt werden, keines hatte pH-NA <7,10 und Apgar nach 5 Minuten <7.

4. Schlussfolgerung:

Die „Hebammengeburt“ mit klaren Einschlusskriterien ist zumindest gleich sicher wie die Spontangeburt mit ärztlicher Hilfe. Das bessere Outcome ist auf die gute Selektion der Mütter und auf multiparitätsbedingte Faktoren zurückzuführen.