Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_122
DOI: 10.1055/s-2007-983619

Inguinales Leimyom – ein Fallbericht

S Klappenberger 1, I Juhasz-Böss 1, J Hanzlick 2, S Schwarz 3, O Ortmann 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg, Regensburg
  • 2Klinik für Chirurgie, Caritas Krankenhaus St. Josef, Regensburg
  • 3Institut für Pathologie, Universität Regensburg, Regensburg

1. Einleitung:

Bei der differentialdiagnostischen Betrachtung einer vermeintlichen Bruchgeschwulst müssen insbesondere in der Inguinalregion größere Lymphknoten (LK), Metastasen, Malformationen und seltene Tumore herangezogen werden. Sonografisch kann nicht immer eindeutig abgegrenzt werden, ob es sich um incarceriertes, teils nekrotisches Netzgewebe oder solide Strukturen handelt. In der Literatur werden als Ursache inguinaler Raumforderungen (RF) auch Anteile des inneren weiblichen Genitale beschrieben. Ein inguinales Leiomyom, direkt im Verlauf des Leistenkanals der Frau lokalisiert, stellt eine absolute Rarität dar. Eine erhöhte Entartungsrate dieser Myome wird in den wenigen Fallberichten nicht beschrieben. Etwas häufiger treten persistierende Anteile des Müllerschen-Ganges bei männlichem Pseudohermaphrodismus auf, hier sind zum Teil rudimentäre Uterushörner, Tuben oder Ovarien im Leistenkanal beschrieben. Auch Endometrioseherde entlang des Lig. rotundum können eine Leistenhernie vortäuschen.

2. Fallbericht:

Wir berichten über eine 42-jährige Patientin (4G/2P) die sich wegen einer seit Monaten bestehenden Hypermenorrhoe zur Hysterektomie (HE) vorstellte. Die Patientin beklagte während der Menstruation stündlichen Vorlagenwechsel ohne Kreislaufbeschwerden (präoperativer Hb 8,4g/dl). Eine hormonelle Therapie erfolgte bisher nicht. Palpatorisch und sonographisch fiel ein bis zum Bauchnabel vergrößerter, immobiler Uterus myomatosus sowie eine ca. 4cm große, asymptomatische RF in der linken Leiste auf. Differentialdiagnostisch kamen ein intraligamentäres Myom, ein vergrößerter LK oder eine Leistenhernie in Betracht. Im Rahmen der abdominellen HE erfolgte die Exstirpation der inguinalen RF durch die Kollegen der Chirugie. Die histologische Aufarbeitung des Gewebes bestätigte die Diagnose eines Leiomyoms ohne Anhalt für Malignität, in 10 HPF (high power field) zeigten sich maximal 2 Mitosen.

3. Schlussfolgerung:

Dieser Fall zeigt, dass die Operation einer unklaren inguinalen RF interdisziplinär geplant und durchgeführt werden sollte. Falls ein erfahrener Chirurg nicht zweifelsfrei einen Leisten- oder Schenkelbruch diagnostiziert, ist neben der Sonographie weitere Diagnostik (Farbdoppler, MRT, CT) zu veranlassen. Dies trägt auch forensischen Aspekten Rechnung.