Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_106
DOI: 10.1055/s-2007-983603

Case report: Spontane Gravidität und Sectio caesarea nach allogener Stammzelltransplantation bei Akuter Myeloischer Leukämie (AML)

R Ochsenkühn 1, WE Paulus 1, HJ Kolb 1, C Thaler 1
  • 1Frauenklinik im Klinikum Grosshadern – LMU München, München

Wir berichten den Fall einer 31-jährigen 1-gravida, 1-para mit spontaner Gravidität und primärer Sectio caesarea 5 Jahre nach Stammzelltransplantation (STC) wegen akuter Myeloischer Leukämie (AML) im Stadium M2.

Nach Erstdiagnose erhielt die Patientin im Rahmen der sog. AMLCG-2000 Studie eine Induktionstherapie mit insgesamt 30780mg Cytosin Arabinosid (Ara C) sowie 51,3mg Mitoxantron sowie eine Konditionierungstherapie mit 4800mg Cyclophosphamid und eine Ganzkörperbestrahlung mit 4Gy. Anschließend erfolgte eine allogene Stammzelltransplantation mit HLA identischen Zellen des Bruders. Seitdem besteht Rezidivfreiheit.

1 Jahr nach der Stammzelltransplantation lag eine Ovarialinsuffizienz mit sekundärer Amenorrhö (FSH: 65 mIU/ml) vor. Die Patientin erhielt zur Behandlung von Hitzewallungen ein dreiphasiges, zyklisches Hormonpräparat (Estradiol 1–2mg, Norethisteronacetat 1mg) für 1 Jahr. Seit Absetzen des Hormonpräparates lag eine Oligomenorrhö mit 30–60-tägigen Zyklen vor. 5 Jahre nach AML- Therapie wurde eine Frühgravidität festgestellt. Es erfolgte eine umfangreiche Evaluation des kindlichen und mütterlichen Risikos. Die Patientin wünschte die Durchführung eines Amniocentese, die einen unauffälligen weiblichen Karyotyp ergab. Der Schwangerschaftsverlauf gestaltete sich komplikationslos bis auf einen bronchopulmonalen Infekt, der antibiotisch behandelt wurde. Auf Wunsch der Patientin wurde eine primäre Sectio durchgeführt. Die kindlichen Parameter bei Geburt (Geschlecht: weiblich, Gewicht: 3110g, Apgar: 8/10/10, pH: 7,33) waren unauffällig.

4. Schlussfolgerung:Mehrere Jahre nach Hochdosis-Chemotherapie und Ganzkörperbestrahlung zur adäquaten Behandlung einer AML können in einzelnen Fällen spontane Schwangerschaften eintreten. Diese Tatsache darf jedoch nicht prophylaktische Strategien zum Fertilitätserhalt, wie z.B. die prätherapeutische Oozytenasservierung, in Frage stellen. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf die Aktivitäten von „Fertiprotect“.