Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_96
DOI: 10.1055/s-2007-983593

Verwendung von Misoprostol in der Geburtshilfe – Eine bundesweite Erhebung

H Schütz 1, S Dostert 1, B Seelbach-Göbel 1
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie der Universität Regensburg – St. Hedwig, Regensburg

1. Fragestellung:

Trotz fehlender Zulassung wurde Misoprostol in den letzten Jahren zunehmend zur Geburtseinleitung eingesetzt. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es festzustellen, in welchem Umfang Misoprostol (Cytotec((lreg))) in deutschen Geburtskliniken verwandt wird und welche die Erfahrungen damit gemacht wurden.

2. Material und Methode:

Seit Juli 2006 wurde an 956 geburtshilfliche Abteilungen in der BRD ein Fragebogen verschickt. Abgefragt wurden Indikation zur Geburtseinleitung, Applikationsform und Dosierung von Misoprostol, Komplikationen und Geburtsverlauf.

3. Ergebnisse:

508 (52,9%) Kliniken haben den versendeten Fragebögen bis heute beantwortet. 42% verwenden Misoprostol zur Geburtseinleitung. 82,1% davon seit mehr als 2 Jahren. Fast die Hälfte (44,8%) benutzt vorzugsweise (in ((lfrac34)) der Fälle) Misoprostol zur Einleitung. Die Tageshöchstdosen schwanken zwischen 75µg und 1600µg mit einer Häufung bei 200µg (26,1%), 300µg (19,6%) und 400µg (17,9%). Bei 23,9% bestehe eine deutliche Präferenz der oralen Applikation.

Als häufigste Indikation zur Einleitung mit Misoprostol wurde die Terminüberschreitung genannt (96,2%), gefolgt von Gestose (74,8%) und Gestationsdiabetes (71,1%). Deutlich zurückhaltender wird bei Plazentainsuffizienz (55,5%) und Mehrlingsgravidität (25,1%) mit Misoprostol eingeleitet.

Als Kontraindikation gelten für 82% vorangegangene Uterusoperationen und für 50% Asthma bronchiale.

Mit 33,5% wurde als häufigste Komplikation unter Misoprostol ein vermehrtes Auftreten hyperfrequenter Wehen beobachtet und mit 19,1% Neigung zu Dauerkontraktionen. Kindliche Azidosen und pathologische CTG- Befunde, die Kaiserschnittfrequenz und Utersusrupturrate wurden nur sehr selten unter Misoprostol als gesteigert eingestuft (0,4%; 4,2%; 0,8%; 1,4%). Eine verlängerte Austreibungsperiode wurde in 1,9% der Fälle beobachtet.

4. Schlussfolgerung:

Trotz des „Off- label- use“ Status wird Misoprostol in Deutschland zur Geburtseinleitung als risikoarmes Verfahren akzeptiert.