Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_88
DOI: 10.1055/s-2007-983585

Mitochondriale Toxizität bei HIV- und ART-exponierten Schwangerschaften

A Gingelmaier 1, I Mylonas 1, R Kästner 1, M Sovric 1, T Weissenbacher 1, K Friese 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der LMU – Innenstadt, München

1. Fragestellung:

Antiretrovirale Medikamente (=ART) zur Behandlung einer HIV-Infektion verursachen genauso wie die HIV-Erkrankung selbst eine mitochondriale Toxizität, die klinisch als sog. Lipodystrophie imponieren kann. HIV-infizierte Schwangere werden inzwischen meist mit einer Kombinationstherapie aus mindestens 3 Medikamenten behandelt und es ist unklar, ob dies Folgen für deren nicht HIV-infizierte Kinder hat. Fragestellung dieser Untersuchung war, ob eine mitochondriale Schädigung auch an den Plazenten HIV-infizierter Schwangerer nachweisbar ist bzw. ob sich klinische Auffälligkeiten bei deren Neugeborenen ergeben.

2. Methodik:

Die Quantität der mitochondriale DNA (mtDNA) der Plazenten wurde mittels Taqman-PCR gemessen. Zusätzlich erfolgte eine elelronenmikroskopische Berurteilung der Mitochondrienmorphologie. Diese Untersuchungen wurden an Plazenten HIV-infizierter Schwangerer und einer Kontrollgruppe vorgenommen. Bei den Neugeborenen erfolgte eine klinische Beurteilung und Messung der Lakatwerte.

3. Ergebnisse:

Die mt-DNA-Kopienzahl pro Zelle von 46 HIV-und ART-exponierten Plazenten mit Plazenten von 22 HIV-negativen Schwangeren erwies sich im Mittelwertsvergleich durch t-Test als signifikant niedriger als für die Untersuchungsgruppe (p=0,047). Die Morphologie der Mitochondrien zeigte elektronenmikroskopisch keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Die Laktatwerte der HIV-exponierten Neugeborenen waren in den ersten Lebenstagen stark erhöht, jedoch ohne zusätzliche klinische Symptome.

4. Schlussfolgerung:

Es ergeben sich sowohl an den Plazenten als auch bei den Neugeborenen HIV-infizierter Schwangerer in dieser Studie Hinweise für eine mitochondriale Schädigung. Inwieweit dies Folgen für das weitere Leben der HIV-negativen Kinder hat, ist jedoch bisher noch unklar.