Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_85
DOI: 10.1055/s-2007-983582

Makrosomie – eine neue Formel zur optimierten Gewichtsschätzung

N Hart 1, J Siemer 1, B Meurer 1, M Schrauder 1, T Goecke 1, R Schild 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Erlangen, Erlangen

1. Einleitung:

Die Zahl an Neugeborenen mit einem Geburtsgewicht über 4000g steigt zunehmend an und mit ihr die bekannten assoziierten Risiken für Mutter und Kind. Hierzu zählen ein prolongierter Geburtsverlauf, ausgeprägte mütterliche Traumata nach vaginal-operativer Entbindung, verstärkte postpartale Blutungen, Schulterdystokie mit der gegebenenfalls folgenden Arm-Plexus-Lähmung und/oder Klavikula-Fraktur.

Daher heißt das Ziel vieler Arbeitsgruppen, die Gewichtsbestimmung makrosomer Feten unter Einbeziehung unterschiedlichster Faktoren zu optimieren, um die Einschätzung dieser Risiken zu verbessern.

Die gängigen Formeln nach Hadlock, Warsof, Campbell und Merz zeigen bei der Gewichtsschätzung von Feten über 4000g zum Teil enorme Abweichungen, was sich mitunter darin begründet, dass diese Formeln an einem sehr heterogenen Kollektiv erhoben wurden (Hadlock: n=167, 600–4680g; Warsof: n=85, 174–4760g; Merz: n=196, 610–4520g) und nicht speziell für die Gewichtsschätzung makrosomer Feten ausgelegt sind.

Ziel unserer Studie war es, eine neue Formel für die Gewichtsschätzung makrosomer Feten zu etablieren und an einem unabhängigen Kollektiv zu testen.

Material und Methoden: Im Zeitraum 2003 bis 2005 untersuchten wir 312 Frauen mit makrosomen Feten (definiert als Kindsgewicht >4000g). Die Ultraschalluntersuchungen fanden maximal sieben Tage vor dem Entbindungstermin statt.

Ausschlusskriterien waren Mehrlingsschwangerschaften, intrauteriner Fruchttod sowie ausgeprägte strukturelle oder chromosomale Anomalien. Nach Entwicklung einer neuen Formel (Formel-Findungsgruppe, n=155) wurde diese prospektiv mit den aktuell gebräuchlichen Gewichtsschätzungsformeln verglichen (Formel-Evaluationsgruppe, n=157).

2. Ergebnis:

Regressionsanalysen mit mütterlichen und fetalen biometrischen Parametern wurden durchgeführt um die exakteste Formel zur fetalen Gewichtsschätzung zu erzielen. Die neue Formel zeigt gegenüber den bisher gängig verwendeten Formeln den jeweils niedrigsten mittleren Fehler (-31±207g SD), mittleren absoluten Fehler (157±138g SD), mittleren prozentualen Fehler (-0,5±4,6% SD) und mittleren absoluten prozentualen Fehler (3,6±3,0% SD).

Schlussfolgerung: Die neue Formel liefert im Vergleich mit den herkömmlichen Formeln die exakteste Gewichtsschätzung bei makrosomen Feten.