Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_75
DOI: 10.1055/s-2007-983572

Kosten-Effektivitäts-Analyse von präpartalen prophylaktischen Maßnahmen bei Puerperalsepsis

S Sandberg 1, R Lehner 1, C Hollinsky 1, N Pateisky 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien

1. Fragestellung:

Die Puerperalsepsis verzeichnet nach wie vor nach den Genitalblutungen und Thromboembolien die höchste maternale Mortalität und stellt somit eine ernstzunehmende geburtshilfliche Komplikation dar. Dabei stellt sich die Frage, ob die Todes- und Erkrankungsfälle nicht durch präpartale prophylaktische Maßnahmen reduziert werden können und ob diese vom ökonomischen Standpunkt her durch eine mögliche Verhinderung des Krankheitsausbruches in einer Kosteneffektivität resultieren.

2. Methodik:

Im Jahr 2005 erkrankten an der geburtshilflichen Abteilung des AKH 23 Patientinnen von einer Gesamtzahl von 2286 Geburten an septischem Fieber. In einer retrospektiven Beobachtungsstudie sowie für einen Parameter in einer Fall-Kontroll-Studie wurden die inzidenten Fälle mit nicht erkrankten Patientinnen bezüglich verschiedener Merkmale wie den Geburtmodus, die Parität, das Vorhandensein eines frühen vorzeitigen Blasensprungs, das Auftreten eines Gestationsdiabetes, die Schwangerschaftsdauer und das Alter verglichen. Nach Erfassung möglicher Risikofaktoren für das Auftreten einer Puerperalsepsis erfolgte in einer Kosten-Effektivitäts-Analyse eine gesundheitsökonomische Evaluation der präpartalen prophylaktischen Maßnahmen in Form eines Screen-and-Treat Programms.

3. Ergebnisse:

Als prädisponierende Faktoren für das Auftreten einer Puerperalsepsis stellten sich die Sectio, der frühe vorzeitige Blasensprung sowie eine höhere Parität heraus. Mit einer aufgrund des Screen-and-Treat Programms erzielbaren Senkung der Frühgeburtenrate und hier vor allem des frühen vorzeitigen Blasensprungs um 50% und der Verteilung des Auftretens einer Puerperalsepsis unter den Patientinnen mit im Vergleich zu jenen ohne frühem vorzeitigen Blasensprung konnte auf eine Reduktion der Inzidenz der Puerperalsepsis im Jahr 2005 im AKH um etwa 10% geschlossen werden. Im Fall der Puerperalsepsis ergäbe sich durch das Screen-and-Treat Programm bei alleiniger Betrachtung der Kosten ein Kostennachteil in Höhe von 44,47€ pro schwangere Frau.

4. Schlussfolgerung:

Alleinig als präpartale prophylaktische Maßnahme zur Senkung der Inzidenz der Puerperalsepsis erscheint das Screen-and-Treat Programm somit aufgrund der geringen Reduktion der Inzidenzrate von 10% und der damit verbundenen nur geringen Reduktion der Gesamtkosten aus der Sicht der Spitäler sowie der Spitalstage vom ökonomischen Standpunkt her nicht sinnvoll. Als Zusatznutzen zur Senkung der Frühgeburtenrate und den damit verbundenen Kostenersparnissen kann das Screening sehr wohl als ökonomisch sinnvolle Maßnahme angesehen werden.