Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_57
DOI: 10.1055/s-2007-983553

Bestimmung der Glycodelinexpression in den gutartigen(, Borderline-) und malignen Veränderungen des Ovars

A Tsvilina 1, C Kuhn 1, D Mayr 1, S Kunze 1, I Mylonas 1, U Jeschke 1, K Friese 1
  • 1I. Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Innenstadt – Klinikum der Universität München, München

1. Fragestellung:

Glycodelin ist ein Glykoprotein mit einem MG von 28 kDa, der Kohlenhydratanteil beträgt dabei 17,59%. Aufgrund unterschiedlicher Glykosilierung unterscheidet man:

Glycodelin A, isoliert aus Fruchtwasser

Glycodelin S, isoliert aus Seminalplasma

Ascites Glycodelin, isoliert aus Aszites von Ovarialkarzinom-Patientinnen.

Neben immunsupressiver und kontrazeptiver Wirkung wird dem Glycodelin eine Funktion als Differenzierungsfaktor bei Zell- und Gewebeentwicklung zugeschrieben. Ziel unserer Untersuchung war der Vergleich der Expression von Glycodelin in gutartigen und bösartigen Tumoren des Ovars aufgrund ihres Ursprungsepithels.

2. Methodik:

Paraffinschnitte von 183 Ovarialkarzinomen (davon 132 seröse, 22 endometriode, 17 muzinöse, 12 klarzellige) und von 70 gutartigen Veränderungen des Ovars (und 4 Borderleintumore) wurden parallel mit einem monoklonalen GdA-Antikörper (MAk) und einem polyklonalen Peptidantikörper (PAk) gegen Glycodelin inkubiert. Die Detektion der gebundenen Antikörper erfolgte durch Avidin-Biotin-Komplex mithilfe des Enzyms Peroxidase und des Chromogens 3,3 Diaminobenzidin. Anschließend wurde die Glycodelin-Expression mithilfe eines immunreaktiven Scores (IRS) nach Remmele und Stegner ausgewertet.

3. Ergebnisse:

Benigne Tumore expremieren signifikant weniger Glycodelin als maligne Tumoren. Insbesondere seröse benigne Tumore zeigten im Vergleich mit serösen malignen Tumoren eine signifikant niedrige Glycodelin-Expression sowohl für die monoklonalen als auch für die polyklonalen Antikörper. Muzinöse Tumore zeigten keine signifikant veränderte Glycodelin-Expression bei beiden Antikörpern. Endometroide Karzinome zeigten die höchste Glycodelin-Expression aller untersuchten malignen Tumoren und eine signifikant höhere Glycodelin-Expression als Endometriose-Herde im Ovar.

4. Schlussfolgerung:

Glycodelin ist ein immunsuppressiv wirkendes Glycoprotein. Die erhöhte Expression dieses Glycoproteins in malignem Gewebe des Ovars könnte mit einem „Immune escape „ Mechanismus zusammenhängen. Insbesondere seröse und endometroide Tumorgewebe zeigten eine starke Glycodelin-Expression. Neben seiner immunsupprssiven Funktion scheint Glycodelin auch ein Differenzierungsmarker zu sein, denn FIGO III-IV Karzinome zeigten eine geringere Expression von Glycodelin als FIGO I-II Karzinome.