Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_51
DOI: 10.1055/s-2007-983547

Adenomyose am Scheidenblindsack bei Zustand nach Hysterektomie

O Kandolf 1, F Pucher 2, J Keckstein 1
  • 1Landeskrankenhaus Villach, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Villach
  • 2Landeskrankenhaus Villach, Abteilung für Pathologie, Villach

1. Fragestellung:

Adenomyoseknoten am Scheidenblindsack bei Zustand nach Hysterektomie werden in der Literatur als Einzelkasuistiken beschrieben. Die beschriebenen Kasuistiken gehen von einem Endometrioseknoten (myoepitheliale Proliferation) im Septum recto vaginale als Ursprung aus.

Fallvorstellung: Eine 47-jährige Patientin wird im Jahre 2002 wegen Dysmenorrhoen und Hypermenorrhoen bei Uterus myomatosus einer supracervikalen Hysterektomie per PSK zugeführt. Der histologische Befund ergibt ein myomatös verändertes Corpus uteri mit mehreren Myomen und regulärem Endometrium. Aufgrund von Schmierblutungen aus dem Cervixstumpf wird bei der Patientin im Jahre 2004 eine Cervixstumpfexstirpation per vaginam durchgeführt. Die Histologie ergibt einen regelrecht aufgebauten Cervixstumpf mit einer apicalen Endometriuminsel. Kein Anhaltspunkt für Adenomyose im Bereich der Cervix bzw. retrocervikal. Im Jahre 2006 wird die Patientin wegen sistierender Unterbauchbeschwerden und Defäkationsbeschwerden klinisch vorstellig. Die klinische Untersuchung ergibt einen mandarinengroßen cystisch soliden Tumor am Scheidenblindsack mit breitflächiger Adhäsion zum Rectosigma. Beide Adnexe unauffällig.

Bei der Patientin wird eine operative Pelviskopie und eine Resektion des Tumors, welcher extraperitoneal gelegen ist, durchgeführt. Es besteht eine breitflächige Adhäsion zur Rectumvorderwand bzw. zu den Paraproctien und eine schmale Adhäsion zum Scheidendom. (Die Operationsschritte werden mittels Videoclips demonstriert).

Die Histologie des Tumors ergibt einen Adenomyoseknoten mit myoepithelialer Proliferation und Endometriuminseln.

4. Schlussfolgerung:

Nach Rekapitulation der Kasuistik mit dem Histopathologen erscheinen zwei Entstehungsmodelle des Adenomyoseknotens wahrscheinlich.

1. Ein Myom des Cervixstumpfes mit Endometriuminseln, welches bei der vaginalen Exstirpation des Cervixstumpfes nach cranial abgeschoben wurde und im Abdomen belassen wurde.

2. Ein Myomchip mit Endometriuminseln, welcher im Rahmen der supracervikalen Hysterektomie im Abdomen vergessen wurde und sekundär im Bereich der Rectumvorderwand bzw. des Scheidendoms adhäsiv wurde.

Resumee: Bei allen operativen Verfahren, die mit Gewebsmorcellement einhergehen, muss eine möglichst sorgfältige Exploration des Abdomens erfolgen, um das Verbleiben von Restgewebsanteilen im Abdomen zu verhindern.