Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_45
DOI: 10.1055/s-2007-983541

Tibiametastase als Erstmanifestation eines Zervixkarzinoms – ein Fallbericht

D Böttcher 1, B Seelbach-Göbel 2
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg, Regensburg
  • 2St. Hedwig, Krankenhaus Barmherzige Brüder, Regensburg

1. Fragestellung:

Irreguläre Blutungen, Fluor oder pelvine Beschwerden gelten als typische Zeichen für ein fortgeschrittenes Zervixkarzinom. Wir berichten über eine gynäkologisch vollkommen symptomlose Patientin, bei der als erstes und einziges klinisches Beschwerdebild Schmerzen in der rechten Tibia auftraten.

2. Methodik:

Dargestellt wird der Fall einer 66-jährigen Patientin, die seit 6 Monaten über persistierende therapierefraktäre Schmerzen im rechten Knie klagte. Im MR zeigte sich eine ausgedehnte Raumforderung der lateralen proximalen Tibia re., V.a. Osteosarkom. Die histologische Aufarbeitung einer Probebiopsie ergab eine metastatische Infiltration durch ein mäßig differenziertes, nicht verhornendes Plattenepithelkarzinom. Nach internistischer Abklärung ohne Hinweis auf einen Primarius, wurde die Patientin konsiliarisch in der Universitäsfrauenklinik Regensburg- St. Hedwig vorgestellt. Hier wurde primär die übliche gynäkologische Diagnostik durchgeführt.

3. Ergebnisse:

II.P/II.G, blande gyn. Anamnese, letzte gyn. Untersuchung vor 30 Jahren, MP mit 45Jahren, keine gyn. Beschwerden.

Spec.: Polyp im Cervikalkanal, PAP II. Palp.: Uterus anteflektiert, vergrößert, mäßig mobil. Adnexe und Parametrien frei. Vag. US: 8,5×6cm großer Uterus mit 5cm großer Raumforderung im Cavum uteri, die sich deutlich von der Corpuswand abgrenzt. Zusätzlich Hinterwandmyom, 3cm. CT: Uterus myomatosus. Vergrößerte Lymphknoten parailiakal re.

Aufgrund des Sonographiebefundes wurde eine fraktionierte Abrasio durchgeführt.

Histologie:

1. zystischer Zervixpolyp; 2. 2,5cm großes Abradat, durchsetzt von einem herdförmig gering differenzierten Plattenepithelkarzinom, vereinbar als Primärtumor der Tibiametastase. Keine Endometriumzellen nachweisbar.

Therapie: Bestrahlung der Tibiametastase. Zusätzlich simultane Radiochemotherapie des Beckens kombiniert mit Cisplatin weekly. In Abhängigkeit vom Allgemeinzustand der Patientin ist im Intervall eine sekundäre Hysterektomie geplant.

4. Schlussfolgerung:

Eine primär hämatogene Aussaat des Zervixkarzinoms mit Skelettmetastasierung kommt nur in ca. 5% vor. Dennoch sollte bei Knochenmetastasen auch ohne gynäkologische Symptomatik das Zervixkarzinom als Primärherd in Betracht gezogen werden.