Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_44
DOI: 10.1055/s-2007-983540

Wertigkeit von Bildgebung und bimanueller Tastuntersuchung in der präoperativen Ausbreitungsdiagnostik beim Zervixkarzinom

K Hancke 1, P Straka 1, C Kurzeder 1, V Heilmann 1, R Kreienberg 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm

Einleitung:Das Cervix-Carzinom ist der vierthäufigste gynäkologische Tumor der Frau in Deutschland. Entscheidend für die Therapieplanung insbesondere für die Indikationsstellung zu einer kurativen operativen Therapie ist eine möglichst exakte Ausbreitungsdiagnostik präoperativ. Neben der subjektiven bimanuellen/rektovaginalen Tastuntersuchung werden immer häufiger bildgebende Verfahren (CT/MRT) eingesetzt.

1. Fragestellung:

Welche Wertigkeit haben die einzelnen in der präoperativen Ausbreitungsdiagnostik eingesetzten Maßnahmen?

2. Methoden:

In einer monozentrischen retrospektiven Kohortenstudie wurden die Daten von 255 Patientinnen, die im Zeitraum von 1992 bis 2004 an der UFK einer primär operativen Therapie unterzogen wurden, erfasst. Es wurden die schriftlichen Befunde von CT und MRT und die bimanuelle Tastuntersuchung mit dem postoperativen TNM-Stadium verglichen.

3. Ergebnis:

Von insgesamt 255 prim. operativ behandelten Patientinnen entfielen 56,5% auf das Tumorstadium pT1 und 40% auf das Stadium pT2, 1,9% Stadium pT3 und 1,2% Stadium pT4. Die höchste diagnostische Genauigkeit wurde durch die Tastuntersuchung erzielt: es wurden 67,0% im Stadium pT1b (n=71) und 72,0% im Stadium pT2 (n=72) korrekt diagnostiziert. Mittels Bildgebung erfolgt eine korrekte Stadieneinteilung in 31,7% für das Stadium pT1b (n=26) und 27,9% für das Stadium pT2 (n=24). Im Tumorstadium pT3 wurde weder in der Tast- noch der Bildgebung der richtige Befund erhoben (n=5). Eine korrekte Organinfiltration (pT4) wurde in 100% (n=3) durch die Bildgebung erzielt (25% durch die Tastuntersuchung).

4. Schlussfolgerung:

Die bimanuelle/rektovaginale Tastuntersuchung durch einen erfahrenen Untersucher besitzt nach wie vor einen hohen Stellenwert in der präoperativen Ausbreitungsdiagnostik und kann derzeit nicht durch bildgebende Verfahren ersetzt werden. Der Vorteil der manuellen Untersuchung ist wahrscheinlich durch die bessere Beurteilung eines parametranen Befalls zu erklären. Die vorliegenden Daten stützen auch den Stellenwert der MRT Untersuchung zum Ausschluss einer Blasen- oder Rektuminfiltration für die Tumorstadien Figo Ib und 2.