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DOI: 10.1055/s-2007-983532
Das Endometriumkarzinom: Korrelation von Blutungsanamnese und Endometriumdicke mit Tumorstadium und Grading
1. Fragestellung:
Die Beobachtung des eigenen Krankengutes zeigte beim Endometriumkarzinom in den Jahren 2000 bis 2004 gegenüber der Periode 1991 bis 1999 eine deutliche Verlängerung der durchschnittlichen Blutungsanamnese. Wir haben unsere Zuweiser darüber informiert und die Blutungsdauer ist seit 2005 wieder rückläufig. Dieser gesamte Verlauf wurde zum Anlaß genommen, einen möglichen Einfluss der anamnestischen Blutungsdauer und der sonographisch ermittelten Endometriumdicke auf das operative Tumorstadium und Grading zu überprüfen.
2. Methodik:
Alle Endometriumkarzinome der Jahre 1991 bis 2006 wurden laufend in einer medizinischen Datenbank erfasst. Auch die Anamnese mit der Dauer der pathologischen Blutung und die präoperativ vaginal-sonographisch evaluierte Endometriumdicke wurden aufgezeichnet.
Krankengut: Es wurden insgesamt 312 Fälle von Endometriumcarzinomen im Zeitraum von 1. Jänner 1991 bis 31. Dezember 2006 diagnostiziert. Histologie: Adenokarzinom n=254 (81,4%), adenosquamöses Karzinom n=13 (4,1%), Karzinosarkom n=4 (1,2%) ein Karzinosarkom, undiffenenziertes Karzinom n=3 (0,9%) und serös papilläres Karzinom n=28 (8,9%!).
3. Ergebnisse:
Bei 87,7% der Fälle zeigte sich in der Anamnese eine pathologische Blutung per vaginam, bei 12,3% bestand keine Blutungsanamnese. Von diesen hatten 50% eine Zervikalkanalstenose und eine Sero-Mucometra. Die Zeit vom Auftreten der ersten pathologischen Blutung bis zur histologischen Diagnose betrug in allen 16 Jahren im Mittel 82,17 Tage, 1991 bis 1999 betrug dieser Zeitraum im Durchschnitt 63,3 Tage, (Standardabweichung s=13,3), 2000 bis 2004 121,2 Tage, (s=32,7) und 2005–2006 sahen wir eine durchschnittliche Blutungsdauer von 68 Tagen, (s=9,1).
In den Jahren 91 bis 99 betrug der Anteil an Frühstadien (FIGO Ia, Ib, low risc) 64,5%, im Zeitraum 2000–2004 nur mehr 42,3% und in den letzten beiden Jahren 2005–2006 zumindest wieder 52,7%. Die längere Blutungsanamnese korreliert mit einer Abnahme der frühen Tumorstadien (Korrelationskoeffizient r=0,83) Während sich von 1991 bis 1999 keine signifikante Änderung im Verhältnis zwischen der Dauer der Blutungsanamnese und den Tumorstadien zeigt, findet sich für die Jahre 2000 bis 2004 eine signifikante Zunahme der Anamnesedauer bis zur Einweisung zur histologischen Klärung und eine damit einhergehende Abnahme des Anteils an Frühstadien. Erst in den letzten beiden Jahren kommt es hier wieder zu einer Trendumkehr. Dem gegenüber zeigt die Blutungsdauer keine auffallende Korrelation zu den einzelnen histologischen Entitäten oder dem Grading. Auch fand sich keine Korrelation zwischen der präoperativ sonographisch gemessenen Endometriumdicke und dem Tumorstadium oder dem Grading. Keine Patientin zeigte eine Endometriumdicke <5mm.
4. Conclusio:
Jede Blutung nach der Menopause mit einer sonographisch gemessenen Endometriumdicke von >=5mm sollte ohne Verzug einer histologischen Abklärung zugeführt werden. Eine Verlängerung der Zeitdauer vom Auftreten der ersten pathologischen Blutung bis zur Diagnose, korreliert mit einer Zunahme an fortgeschrittenen Stadien des Endometriumkarzinoms.