Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_32
DOI: 10.1055/s-2007-983528

Erste klinische Erfahrungen mit intraperitonealer Cisplatin-Paclitaxel-Chemotherapie (IPC) beim epithelialen Ovarialkarzinom (EOC)

E Weissenböck 1, AG Zeimet 1, C Marth 1, S Braun 1
  • 1Univ.-Klinik für Frauenheilkunde; Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck

1. Fragestellung:

Ein signifikanter Überlebensvorteil für Studienpatientinnen mit EOC durch IPC war die Grundlage für ein Konsensus-Meeting internationaler Experten 02/2006 in Innsbruck (Marth et al Cancer 2007). Die derzeit international kontrovers beurteilten Studienergebnisse veranlassten uns, unsere ersten klinischen Erfahrungen zu dokumentieren und den Prozentsatz vollständig applizierter Therapiezyklen sowie die Rate an Komplikationen, die zu ungeplanten stationären Aufenthalten führten (severe adverse events, SAE), zu dokumentieren.

2. Methodik:

Deskriptive Statistik von 12 Pat. mit EOC und IPC im Zeitraum 04/2006 bis 01/2007 an der Univ.-Klinik für Frauenheilkunde, Innsbruck (Ibk). Das applizierte IPC-Schema beinhaltete am Tag 1 135mg/m2 Paclitaxel (über 3h) IV, am Tag 2 100mg/m2 Cisplatin IP (bei einer GFR>50ml/min), und am Tag 8 80mg/m2 Paclitaxel IP, das alle 21 Tage wiederholt wurde, ohne prophylaktische Wachstumsfaktoren-Gabe.

3. Ergebnisse:

Von 12 Pat. erhielten 10 Pat. insgesamt 38 Zyklen (MIN 1, MAX 6, Median 3), 1 Pat. hatte bereits initial eine Port-Komplikation (Weiterbehandlung mit Carboplatin/Paclitaxel IV [IVC]) und 1 Pat. verweigerte postoperativ aus persönlichen Gründen die IPC. Von 10 Pat. erhielten 4 Pat. die geplante Anzahl an Zyklen ohne SAE. Davon waren 2 Pat. mit IVC bei primär inoperablem Situs neoadjuvant vorbehandelt worden, das EOC konnte in der Interventionslaparotomie in beiden Fällen R0 reseziert werden, und beide Pat. blieben ohne SAE bei 3 adjuvanten IPC Zyklen; 2 Pat. blieben ohne SAE bei 6 adjuvanten IPC Zyklen. Von 10 Pat. hatten 6 Pat. insgesamt 20 SAE (MIN 1; MAX 5; Median 3). SAE waren: Ileus (N=3), Subileus (N=3), Thrombose/Embolie (N=2), Port-Komplikationen (N=3), Scheidenblindsack-Insuffizienzen (N=2), punktionspflichtiger Aszites bei Pankreatitis bzw. Port-Infektion (N=2), akute spontane Fasziendehiszenz „(Platzbauch“) (N=1), Sepsis (N=1), Pankreatitis (N=1). Bei 3 von 6 Pat. entfiel Paclitaxel am Tag 8 und führte aufgrund des SAE zur Umstellung auf IVC; bei einer Pat. entfiel bei allen 5 applizierten Zyklen Paclitaxel am Tag 8 und führte dann zur Umstellung auf IVC im 6. Zyklus. Bis dato ergab sich keine Progression unter IPC.

4. Schlussfolgerung:

Der Prozentsatz an vollständig applizierten Therapiezyklen (40% [Ibk] vs. 42%) und die SAE-Rate (3,3/Pat. [Ibk] vs. 3,6/Pat.) in unserer aktuell noch kleinen Pat.population ist vergleichbar mit publizierten Daten (Armstrong et al NEJM 2006). Das Nebenwirkungsspektrum impliziert unzweifelhaft, dass die Behandlung durch spezialisierte Zentren durchgeführt werden sollte.