Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_21
DOI: 10.1055/s-2007-983517

Hormonelle Verhütung mit Gestagenen und Rezidivrisiko nach Brustkrebs: Review der Literatur

R Reitsamer 1
  • 1Universitätsklinik für Spezielle Gynäkologie, Brustzentrum Salzburg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg

1. Fragestellung:

Die Anwendung kombinierter Östrogen/Gestagen-hältiger hormonaler Kontrazeptiva wird bei Frauen nach Mammakarzinom als kontraindiziert bewertet. Die entsprechende Datenlage zur Anwendung hormonaler Kontrazeptiva die ausschließlich Gestagen enthalten, wird beurteilt. In Österreich stehen derzeit 2 orale Präparate (Norethisteron [NET], Desogestrel [DG]), 1 subkutanes Implantat (Etonogestrel [ET]), 1 IUD (Levonorgestrel [LNG]) und ein Depot-Injektionspräparat (Medroxyprogesteronacetat [MPA]) zur Verfügung.

2. Methodik:

Die Datenbanken von Medline und Pubmed wurden nach den Begriffen „breast cancer“ and „progesterone“, „norethisterone“ „levonorgestrel“, „desogestrel“, „etonogestrel“ „medroxyprogesterone acetate“, „mirena“, „implanon“, „contraception“ durchsucht. Die Referenzen der betreffenden Artikel wurden nach relevanter weiterer Literatur durchsucht.

3. Ergebnisse:

Es gibt keine Level I Evidenz zur Kontrazeption mit Gestagenen in Hinblick auf das Brustkrebsrisiko bzw. auf das Rezidivrisiko nach erfolgter Brustkrebstherapie. Wenige Studien mit Level II Evidenz zeigen kein erhöhtes Brustkrebsrisiko für die Kontrazeption mit verschiedenen Gestagenen (MPA, LNG, NET). Nur Level III Evidenz liegt vor für den Einsatz von Gestagenen zur Kontrazeption nach erfolgter Brustkrebstherapie.

In der Zellkultur weisen verschiedene Gestagene einen proliferativen, neutralen oder anti-proliferativen Effekt auf Zellen von normalem Brustgewebe wie auch auf Tumorzellen auf. MPA 150mg/12 Wochen bewirkt höhere systemische Konzentrationen als ET subcutan/3Jahre bzw. LNG intrauterin/5Jahre.

4. Schlussfolgerung:

LNG-IUD bedingt die niedrigsten systemischen Konzentrationen verglichen mit oraler (NET, DG), subkutaner (ET) oder intramuskulärer (MPA) Anwendung. Bei limitierter Datenlage scheint LNG-IUD das Brustkrebsrisiko nicht zu erhöhen. Die Verwendung von LNG-IUD nach Brustkrebs kann nach Abwägung von Nutzen und Risiko eines unbekannten Rezidiveffektes überlegt werden.