Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P_06
DOI: 10.1055/s-2007-983502

Risikoanalyse für die Entwicklung axillärer Rezidive beim primär operablen Mammakarzinom in Abhängigkeit des Nodalstatus

M Heinrigs 1, J Straub 1, D Dian 1, H Sommer 1, W Janni 1, K Friese 1
  • 1I. Frauenklinik der LMU München, München

1. Hintergrund:

Die systematische axilläre Dissektion beim primär operablen Mammakarzinom wurde mit Einführung der Sentinellymphonodektomie zunehmend in Frage gestellt.

Das Vorgehen im Falle eines negativen Sentinel-Lymphknotens auf eine weitere axilläre Dissektion zu verzichten, wurde in mehreren Studien bezüglich der Staging-Genauigkeit untersucht, weniger aber bezüglich des Langzeitrisikos für das Auftreten von regionären Rezidiven.

Ziel unserer/dieser Analyse war es zum einen das Risiko für das Auftreten von axillären Rezidiven zu ermitteln, zum anderen die Abhängigkeit bei einer unterschiedlichen Anzahl resezierter Lymphknoten zu prüfen.

2. Patienten und Methodik:

Das Patientinnenkollektiv umfasste 2961 Frauen mit primärem, unilateralem Mammakarzinom aus der Universitätsfrauenklinik Berlin-Charlottenburg (1963 bis 1987, n=1319, 44,5%) und der I. Frauenklinik der Universität München (I. UFK, ab 1987, n=1642, 55,5%), bei denen mindestens ein axillärer Lymphknoten entfernt wurde.

Zum Ausschluss führten multifokale, metastasierte oder In-Situ-Karzinome, primär systemisch behandelte Patientinnen oder eine Sentinellymphonodektomie. Die mediane Nachbeobachtungszeit der Lebenden betrug 72,73 Monate.

3. Ergebnisse:

Insgesamt erkrankten 50 (1,69%) Patientinnen postoperativ an einem regionären Rezidiv, dabei lag die mediane Anzahl resezierter Lymphknoten bei 11,5.

Von diesen Frauen lag zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bei 21 Patientinnen ein negativer und bei 29 ein positiver Nodalstatus vor.

Die mediane Entwicklungszeit eines regionären Rezidivs betrug 18,90 Monate, die 5-Jahres-Rezidivfreiheitsrate ergab 98,05%.

In der multivariaten Analyse zeigte sich, dass die Anzahl der resezierten Lymphknoten bei den nodalnegativen Patientinnen keinen Einfluss auf die Entwicklung eines Regionär-Rezidivs hat (p=0,455).

Dagegen zeigte sich bei den nodalpositiven Patientinnen ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Auftreten regionärer Rezidive und der Anzahl der entfernten Lymphknoten (p<0,001).

4. Zusammenfassung:

Bei negativem Nodalstatus ist von einer weiteren axillären Dissektion kein Vorteil hinsichtlich des regionären Rezidiv-Risikos zu erwarten. Bei nodalpositiven Patientinnen dagegen sollte jedoch weiterhin die axilläre Dissektion durchgeführt werden.

Die vorliegenden Ergebnisse unterstützen somit die aktuelle Vorgehensweise der Sentinellymphonodektomie auch bezüglich des regionären Rezidivrisikos.