Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - V8_3
DOI: 10.1055/s-2007-983492

Exfoliativzytologie perianal/anal bei Patientinnen mit HIV Infektion oder genitaler Dysplasie

A Frank 1, F Bergauer 1, A Gingelmaier 1, E Günther-Kühne 1, K Schroeder 1, C Spitzauer 1
  • 1Universitätsfrauenklinik der LMU München, München

1. Fragestellung:

Ist die Exfoliativzytologie perianal/anal geeignet ausreichend beurteilbare Proben zu generieren (beurteilt nach der II. Münchner Nomenklatur)?

2. Methodik:

Bei 30 Patientinnen aus Risikokollektiven (HIV-/Dysplasiesprechstunde), entweder HIV positiv und/oder mit zervikaler Dysplasie, wurde im Rahmen der Untersuchung zur kolposkopisch gesteuerten Abstrichentnahme an der Zervix uteri auch perianal und anal Abstriche entnommen.

Es wurden zwei verschiedene Entnahmelokalisationen (1cm perianal um den Anus/ca 3cm in den Analkanal) definiert und jeweils mit trockenem und feuchtem Wattetupfer abgestrichen; das Präparat unmittelbar durch Abrollen auf dem Objektträger aufgebracht und sofort in Alkohol fixiert und anschließend nach Papanicolaou gefärbt.

Mikroskopische Beurteilung durch erfahrenen Zytologen (ein Untersucher);

Auswertung der Anzahl kernhaltiger Zellen pro Gesichtsfeld (10 Gesichtsfelder ausgezählt; Vergrößerung 250fach);

Vorliegen von Artefakten (mit semiquantitativer Einteilung: ++/+/(+)/0):

Überlagerungen von Zellen/degenerative Veränderungen

Ergebnisse (Mittelwerte):

Zellanzahl perianal/mit trockenem Tupfer 2/mit feuchtem Tupfer 5

Zellanzahl anal/mit trockenem Tupfer 14/mit feuchtem Tupfer 21

Überlagerungen perianal/mit trockenem Tupfer ++/mit feuchtem Tupfer (+)

Überlagerungen anal/mit trockenem Tupfer (+)/mit feuchtem Tupfer (+)

Degenerative Veränderungen perianal/mit trockenem Tupfer (+)/mit feuchtem Tupfer (+)

Degenerative Veränderungen anal/mit trockenem Tupfer (+)/mit feuchtem Tupfer (+)

4. Schlussfolgerung:

Die Abstrichentnahme perianal mit trockenem Tupfer bringt nur sehr geringe Zahlen an kernhaltigem Zellmaterial und ist somit nicht geeignet.

Die Exfoliativzytologie mit feuchtem Wattetupfer ist durchaus geeignet perianal und anal ausreichend beurteilbare und nach der Münchener Nomenklatur klassifizierbare Befunde zu generieren.

Anschließende Untersuchungen müssen zeigen ob Unterschiede im Vergleich zwischen konventioneller und Dünnschicht Zytologie und HPV-Diagnostik bestehen und wie hoch die Prävalenzen der analen und perianalen niedrig- und höhergradigen Epitheldysplasien in den entsprechenden Risikokollektiven sind und ob zytologisches Screening diesbezüglich sinnvoll (im Sinne Verhinderung der Karzinomentstehung/Kosteneffektivität) sein kann.