Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - V6_7
DOI: 10.1055/s-2007-983481

Dendritische Zellen im fetalen Anteil der Plazenta: Lokalisation, Verteilung, Immunphänotyp und mögliche Funktionen

B Böckle 1, E Sölder 1, O Huter 1, S Kind 1, N Romani 1, N Sepp 1
  • 1Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, Medizinische Universität Innsbruck, Insbruck

1. Fragestellung:

Darstellung des Immunphänotyps von dendritischen Zellen in der humanen Plazenta

2. Methodik:

Mittels elektiver Sectio caesarea am Termin erhaltenes Plazentagewebe wird mit immunhistochemischen und immunfluoreszenzoptischen Methoden untersucht.

3. Ergebnisse:

Auf der fetalen Seite der Plazenta, vor allem im Bereich der Chorionzotten, befinden sich zahlreiche Makrophagen bzw. dendritische Zellen, die seit jeher als Hofbauer Zellen bezeichnet wurden. Diese fetalen Immunzellen besitzen eine charakteristische Morphologie. Einerseits sind sie wie eine „Halskrause“ um die fetalen Gefäße und andererseits direkt unter dem Syncytiotrophoblast angeordnet. Sie exprimieren DC-SIGN/CD209 (Rezeptor für HIV- Transmission), CD68, CD45, MHC Klasse I Moleküle wie HLA-A, B und C.

DC-LAMP/CD208 und CD86– Marker der dendritischen Zellaktivierung – besitzen diese fetalen Makrophagen bzw. dendritischen Zellen nicht. Daher entsprechen die phänotypischen Charakteristika dieser fetalen Immunzellen unreifen dendritischen Zellen bzw. unreifen Makrophagen. Im Gegensatz zu früheren Berichten finden sich jedoch keine MHC Klasse II Moleküle, deren Expression eine wichtige Rolle bei der Antigenpräsentation spielt, in den fetalen dendritischen Zellen/fetalen Makrophagen. Zusätzlich konnte mit dieser Arbeit erstmalig gezeigt werden, dass LYVE-1, ein Hyaluronsäurerezeptor, von diesen fetalen dendritischen Zellen in der humanen Plazenta exprimiert wird.

4. Schlussfolgerung:

Die Plazenta ist ein immunprivilegiertes Organ. Der fetale Anteil ist gekennzeichnet durch eine große Anzahl von unreifen dendritischen Zellen direkt unter dem Syncytiotrophoblast der Chorionzotten, welche keine für die Antigenpräsentation wichtigen MHC Klasse II Moleküle exprimieren. Es ist daher ihre immunologische Bedeutung in der Plazenta anders als bisher zu bewerten. Die große Menge an LYVE-1 Oberflächenmolekülen lässt ihre zusätzliche funktionelle Bedeutung im Wachstum („tissue remodelling“) der Plazentazotten vermuten.