Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - V6_1
DOI: 10.1055/s-2007-983475

Sexualhygiene bei arabischen und deutschen Patientinnen

L Beicht 1, G Anton 1, H Spitzbart 1, ER Weissenbacher 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München – Großhadern, München

1. Fragestellung:

In Deutschland leben Migranten, vor allem diejenigen aus arabischen Ländern, oft isoliert und in ethischen Gruppen. Integrationsprozesse laufen meist langsam ab. Dies erschwert auch den Umgang dieser Patientinnen mit ihrem Gynäkologen.

Deshalb wollten wir mehr über die unterschiedlichen Lebensumstände von Frauen aus arabischen Ländern, die in Deutschland leben und gebürtigen deutschen Frauen herausfinden. Vor allem interessierten uns die Unterschiede in der Sexualhygiene.

2. Methodik:

Wir erstellten einen Fragebogen, den insgesamt 297 Frauen in der Praxis ihrer arabisch sprechenden Hausärztin beantworteten. 200 Frauen waren Migrantinnen, hauptsächlich aus arabischen Staaten (Irak, Tunesien, Syrien, Jordanien), und 97 Frauen waren gebürtige Deutsche.

Wir fragten nach Anzahl der Schwangerschaften und Aborte, Alter bei der Menarche, Sexualkontakten und Verhütung, urogenitalen Infektionen und gynäkologischen Operationen. Zusätzlich wurde bei jeder Patientin eine genitale Untersuchung im Hinblick auf mögliche vaginale Infektionen durchgeführt.

3. Ergebnisse:

Um die Ergebnisse besser analysieren zu können, wurden die Patientinnen in drei Altersklassen eingeteilt. (1: 16 to 29, 2: 30 to 49, 3: über 50 Jahre).

Migrantinnen waren im Durchschnitt jünger schwanger als deutsche Patientinnen, was auch bei den Aborten deutlich wurde. Migrantinnen hatten mehr Aborte als deutsche Patientinnen. Der erste Sexualkontakt fand dagegen bei den deutschen Frauen zu einem früheren Zeitpunkt statt als bei den Migrantinnen. Doppelt so viele deutsche Frauen benutzten Verhütungsmittel (74,2 vs. 32,5%) und die Art der gewählten Verhütungsmittel unterschied sich deutlich zwischen Migrantinnen und deutschen Frauen. Migrantinnen litten häufiger unter vaginalen Infektionen oder deren Symptomen (Brennen, Jucken, Fluor) und auch Harnwegsinfektionen waren bei Migrantinnen häufiger

4. Schlussfolgerung:

Mögliche Gründe für die gefundenen Unterschiede sind unterschiedliche Lebensweisen aufgrund von Religion und sozialen und ethischen Unterschieden. Darüber hinaus sind Migrantinnen physisch und psychisch stärker belastet als gebürtige Deutsche und sie konsultieren seltener einen Arzt.