Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - V4_1
DOI: 10.1055/s-2007-983459

Akkumulation von mineralischen Paraffinen im menschlichen Körper und und deren Mobilisierung im Rahmen der Laktation

N Concin 1, G Hofstetter 1, B Plattner 1, C Tomovsky 1, A Ramoni 1, G Windbichler 1, A Zeimet 1, K Grob 1, H Concin 1
  • 1Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Medizinische Universität, Innsbruck; Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Landeskrankenhaus Bregenz

1. Fragestellung:

Ziel der vorliegenden Studie war die erstmalige Analyse von mineralischen Paraffinen im menschlichen Fettgewebe und der Muttermilch. Paraffine sind unpolare, fettlösliche Kohlenwasserstoffe, die aus Erdöl gewonnen werde. Die Aufnahme in den menschlichen Körper erfolgt einerseits über die Haut aus kosmetischen Produkten, anderersseits über den Gastointestinaltrakt aus Nahrungsmitteln. Die toxikologische Bedeutung von mineralischen Paraffinen beim Menschen ist weitgehend ungeklärt Die toxikologische Bedeutung von mineralischen Paraffinen beim Menschen ist ungeklärt. Es gibt Hinweise, dass kurzkettige Paraffinöle nicht unbedenklich sind.

2. Methodik:

144 Frauen, bei denen eine elektive Sectio cesarea am Geburtstermin geplant war, wurden in die Studie inkludiert. Eine subkutane Fettprobe (1g) wurde beim Wundverschluss entnommen. Zusätzlich wurden am 4. und 20. Tag postpartum Muttermilchproben (je 15ml) gewonnen. Die Probandinnen wurden mittels standardisiertem Fragebogen zu persönlichen Daten, Kosmetikagebrauch und Ernährungsgewohnheiten befragt.

3. Ergebnisse:

Die Konzentration der mineralischen Paraffine im Fettgewebe variierte zwischen 15 und 360mg/kg, wobei 80% der gemessenen Werte zwischen 30 und 100mg/kg lagen. Die Konzentration im Fettgewebe korrelierte signifikant mit der Konzentration in der Muttermilch am 4. postpartalen Tag (p>0,001, Fett versus Muttermilch Tag 4). Zwischen dem 4. und 20. postpartalen Tag kam es zu einer Abnahme der Paraffinkonzentration in der Muttermilch.

Die Konzentration von mineralischen Paraffinen im Fettgewebe korrelierte in der multivariaten Analyse mit dem Alter (p<0,001), dem Body-Mass-Index (p=0,014), der Abstammung (türkisch versus österreichisch; p=0,006), sowie der Verwendung von Handcremen (p=0,003) und Sonnencremen (p=0,021) während der Schwangerschaft.

4. Schlussfolgerung:

Mineralische Paraffine erwiesen sich als eine der stärksten Kontaminationen im menschlichen Körper. Im Rahmen der Laktation kommt es zu einer Mobilisierung dieser mineralischen Paraffinen aus dem Fettgewebe und Übertritt in die Muttermilch. Die im Zeitverlauf abnehmenden Konzentration in der Muttermilch könnten auf eine lokale Erschöpfung des Paraffingehalts im Brustfettgewebe zurückzuführen sein.