Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - V3_8
DOI: 10.1055/s-2007-983456

Signifikanter Verlust von Primordialfollikeln nach Gonadotropinstimulation in ovariellen Xenotransplantaten

R Dittrich 1, A Mueller 1, T Maltaris 1, MW Beckmann 1, H Binder 1
  • 1Frauenklinik, Universitäts-Klinikum Erlangen, Erlangen

1. Fragestellung:

Die Erhaltung der Fertilität von jungen Krebspatientinnen vor einer zytotoxischen Behandlung ist in letzten Jahren vermehrt in das Interesse der wissenschaftlichen Forschung gelangt. Die Zerstörung der Eizellen durch eine Chemo- und/oder Radiotherapie kann durch die Kryokonservierung von ovariellem Gewebe verhindern werden. Dabei kann das kryokonservierte Gewebe nach überstandener Erkrankung der Frau retransplantiert werden. Die Möglichkeiten dieses Verfahrens wurden durch die Geburt von inzwischen mindestens zwei Kindern nach der orthotopen Retransplantation von eingefrorenem Ovargewebe nachgewiesen.

Ziel dieser Studie war es, die Entwicklungsfähigkeit des kryokonservierten Gewebes durch die Transplantation einer Referenzprobe auf die immundefiziente Maus sowie den Einfluss verschiedener Stimulationsprotokolle zu untersuchen

2. Methodik:

Ovarialgewebe wurde unter Verwendung eines langsamen Einfrierverfahrens mit einer Kühlrate von 0,3°C/min kryokonserviert und in flüssigen Stickstoff gelagert. Nach dem Auftauen wurde eine Referenzgewebeprobe in SCID-Mäuse xenotransplantiert und teilweise mit hMG oder GnRH-Analogon behandelt und dann histologisch das Follikelwachstum ausgewertet.

3. Ergebnisse:

In allen Transplantaten konnten Follikel in allen Entwicklungsstadien nachgewiesen werden. In SCID-Mäusen ohne Stimulation fanden sich 7,7±4,6 Primordial-, 2,7±2,5 Preantral- und 1,6±1,8 Antralfollikel pro Transplantat. Die Stimulation des humanen Gewebes in der SCID-Maus mit Gonadotropinen führte zu einem deutlichen Verlust an Primordialfollikeln (16,5±5,8 ohne Stimulation versus 1,3±3,0 mit Stimulation), während die GnRH-Gabe keine protektive Wirkung zeigte.

4. Schlussfolgerung:

Eine refertilisierende Maßnahme nach überstandener Krebserkrankung ist die Retransplantation von kryokonserviertem ovariellem Gewebe.

Durch die hier vorgestellten Forschungsarbeiten konnten Verfahren zur Kryokonservierung verbessert und vereinfacht werden. An fluoreszenzgefärbten und histologischen Präparaten konnte das Überleben der Zellen des Ovars gezeigt werden. Die Kryokonservierung von Ovargewebe bietet daher die Möglichkeit die Follikel vor zerstörenden Einflüssen zu schützen. Eine lange Stimulation mit Gonadotropinen führt zu einem Verlust an Primordialfollikeln und sollte nach einer Transplantation daher nicht durchgeführt werden.