Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - V3_6
DOI: 10.1055/s-2007-983454

Assoziation des FSH-Rezeptorpolymorphismus Asn680Ser und anderer Polymorphismen mit einer gestörten Fertilität bei IVF-Patientinnen mit oder ohne ovariellem Überstimulationssyndrom (OHSS)

H Binder 1, I Hager 1, M Hamori 1, MW Beckmann 1, R Strick 1
  • 1Universitätszentrum für Fortpflanzungsmedizin Franken (UFF), Frauenklinik des Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen

1. Fragestellung:

OHSS entsteht meist als Komplikation bei der ovariellen Stimulation zu Methoden der in-vitro-Fertilisation. Die Inzidenz wird mit 0,6–14%, und das schwere OHSS mit 0,2–5% angegeben. Die Symptome sind vergrößerte multizystische Ovarien, Ödeme, Aszites und eine deutlich erhöhte Inzidenz von thromboembolischen Ereignissen mit der Gefahr eines vitalen Ausgangs.

Follikelstimulierendes Hormon (FSH) ist grundlegend erforderlich für die Funktion der Gonaden. In bestimmten Familien kommt es während einer Schwangerschaft zum spontanen OHSS. Die Ursache sind Punktmutationen wie z.B. der T449I-Polymorphismus der die Struktur und Funktion des FSHR verändert. Diese Veränderung des FSHR's könnten eine erhöhte Sensibilität für hCG und ggf. auch andere Hormone zu bewirken. Ungeklärt ist bisher die Frage inwieweit OHSS Patientinnen (nach IVF-Stimulation) oder Frauen mit einer Sterilitätstherapie veränderte FSHR haben.

2. Methodik:

In dieser Arbeit wurden die funktionellen Polymorphismen oder kodierende SNPs (cSNPs) des FSHR: Ala189Val, Thr160Ile, Thr449Ile (refSNP ID: rs28928870) and Asn680Ser (refSNP ID: rs6166) in einer Korte von 93 OHSS-Patientinnen mit 88 IVF-Patientinnen die kein OHSS entwickelten und 100 Frauen die eine normale Schwangerschaft ausgetragen haben, verglichen. Dazu wurde aus den Blutproben die DNA isoliert, spektrophotometrisch quantifiziert und anschließend auf das Vorliegen der Polymorphismen mittels Realtime-PCR in einem ABI7000 analysiert.

3. Ergebnisse:

Die Polymorphismen Ala189Val, Thr160Ile and Thr449Ile sind in der OHSS- und Kontrollgruppen gleich häufig vertreten. Überraschender Weise fand sich Variante Ser680/Ser680 signifikant seltener in der Gruppe mit normaler Fertilität und deutlich häufiger in den IVF-Gruppen mit oder ohne OHSS.

4. Schlussfolgerung:

Der homozygote FSHR Polymorphismus Ser680/Ser680 könnte ein prädisponierender Faktor bei der unklaren Sterilität sein. Die anderen hier untersuchten FSHR kodierenden Polymorphismen scheinen beim iatrogenen OHSS und Sterilitätspatientinnen nicht beteiligt zu sein.