Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - V2_3
DOI: 10.1055/s-2007-983442

Einfluss des Alters bei Impfung auf die langfristigen Effekte einer Impfung gegen Zervixkarzinom

A Schneider 1, TF Schwarz 1, T Hammerschmidt 1, R Rogoza 1, N Ferko 1, U Siebert 1
  • 1Charité, Klinik für Gynäkologie und gynäkologische Onkologie im Campus Benjamin Franklin, Berlin

1. Fragestellung:

Ziel ist zu analysieren, welchen Einfluss das Alter bei Impfung gegen Zervixkarzinom auf die Effektivität in der Prävention präkanzeröser Läsionen (CIN=zervikale intraepitheliale Neoplasien) und invasiven Zervixkarzinoms (ICC) in einer Kohorte heute 10-jähriger Mädchen hat.

2. Methodik:

Ein Markov-Modell des natürlichen Verlaufs von HPV-Infektion zum ICC wurde auf Basis von Krebsregisterdaten, offiziellen Statistiken und Literaturdaten kalibriert an die deutsche Epidemiologie und Versorgungssituation. Im Modell wird eine Kohorte 399.400 10-jähriger Mädchen bis zum Lebensende verfolgt. Es werden zwei Szenarien verglichen: 1) Fortführung der bisherigen Früherkennung (jährliche Teilnahme ab Alter von 20 Jahren altersspezifisch unterschiedlich, durchschnittlich 47%), 2) HPV-Impfung (100% Teilnahmerate) zusätzlich zur Krebsfrüherkennung im Alter von 10, 15, 20, 25, 30, 40 oder 50 Jahren. Die Impfstoffeffektivität beträgt 95% gegen die im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen 16 und 18. Zudem wurde eine Kreuzprotektion von 90% (HPV-45) und 50% (HPV-31) auf Basis klinischer Studien unterstellt (Harper et al. 2006).

3. Ergebnisse:

Bei Fortführung der bisherigen Krebsfrüherkennung werden 42.434 CIN-Läsionen (davon 29.948 (70,6%) verursacht durch onkogene HPV-Typen) behandelt. Es kommt zu 4.425 ICC-Fällen und 1.139 ICC-Todesfällen.

Durch die Impfung im Alter von 10 Jahren kann die Zahl der behandelten CIN-Läsionen auf 24.773 (-41,6% aller Fälle/-59,0% der Fälle durch onkogene HPV-Typen), der ICC-Erkrankungen auf 963 (-78,2%) und der ICC-Todesfälle auf 254 (-77,7%) reduziert werden. Die Tabelle zeigt die langfristigen Effekte der Impfung in Abhängigkeit vom Impfalter:

Impfalter (Jahre)

10

15

20

25

30

40

50

CIN-Läsionen

-42%

-38%

-33%

-26%

-22%

-21%

-13%

ICC-Erkrankungen

-78%

-76%

-72%

-67%

-59%

-43%

-27%

4. Schlussfolgerung:

Trotz Krebsfrüherkennung verbleibt eine hohe Krankheitslast durch Zervixkarzinom und präkanzeröse Läsionen. Die HPV-Impfung als Ergänzung der Krebsfrüherkennung kann die Krankheitslast entscheidend verringern. Dabei ist eine frühe Impfung von Mädchen und weiblichen Jugendlichen am effektivsten, die Impfung erwachsener Frauen ist aber ebenfalls von hohem Nutzen.