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DOI: 10.1055/s-2007-983353
Langzeitperitonealdialyse bei einem Frühgeborenen von 31 SSW – eine sinnvolle Therapie?
In der Literatur existieren nur wenige Fallberichte über die Langzeitperitonealdialyse (PD) bei unreifen, primär anurischen Frühgeborenen. Hierbei fungiert die PD als Überbrückungstherapie (im Bereich von Tagen bis wenigen Wochen) bis zur Erholung eines transienten Nierenversagens. Wir berichten über ein Frühgeborenes von 31 SSW (Geburtsgewicht 1360g), bei dem bereits in den letzten 5 Wochen pränatal ein Oligohydramnion vorlag. Der antenatale Ultraschall zeigte normal angelegte Nieren, eine leere Blase sowie normales intrauterines Wachstum des weiblichen Feten. Die Sectio erfolgte bei pathologischen Dopplerflüssen in den intracerebralen Arterien. Postnatal entwickelte sich ein Atemnotsyndrom III°, das gut auf Surfactant und Hochfrequenzoszillationsbeatmung ansprach. Kompliziert war der Verlauf durch eine unmittelbar postnatal auftretende arterielle Hypotension, die einer insgesamt 50 Tage dauernden Vasopressorentherapie bedurfte (Adrenalin: max. 1,5µg/kg/min, Noradrenalin max. 0,7µg/kg/min, Vasopressin max. 0,01U/kg/h), um einen minimalen Blutdruck von 28–30mmHg zu erreichen. Nach dem operativem Verschluss eines persistierenden Ductus arteriosus am 8. Lebenstag konnte die Vasopressortherapie zwar reduziert aber nicht abgesetzt werden. Ein struktureller Herzfehler, eine Kardiomyopathie oder eine endokrine Störung konnten als Ursachen für die arterielle Hypotension ausgeschlossen werden. Postoperativ sich ein beidseitiger Chylothorax, der erfolgreich mit Drainage, parenteraler Ernährung und MCT-Nahrung therapiert wurde. Aufgrund der bereits seit Geburt bestehenden Anurie wurde am 4. Lebenstag mit einer PD begonnen. Die Anurie der Patientin persistierte auch nach Extubation und Spontanatmung bei Raumluft sowie Beendigung der Vasopressorentherapie an Tag 50. Nach insgesamt 65 Lebenstagen setzte die Spontandiurese ein, welche in der Folge annähernd die gesamte Wasserhomöostase gewährleistete, so dass die PD reduziert werden konnte. Sonographisch zeigte sich, dass die initial normal großen Nieren ihre Größe verdoppelt hatten. Es fand sich nun eine starke Echogenitätserhöhung mit Verwaschung Markrindendifferenzierung. Das Ergebnis der molekulargenetischen Untersuchung zur Erkennung einer infantilen polyzystischen Nierenerkrankung steht aus. Zuletzt entwickelte sich eine arterielle Hypertension mit RRsys >100mmHG, die mit Captopril behandelt wird. Das aktuelle Gewicht bei Einsetzten der Diurese betrug 2,8kg. Neurologisch zeigten sich bis auf eine IVH II. Grades links keine Auffälligkeiten, v.a. keine periventrikuläre Leukomalazie. Dieser Verlauf eines über 65 Tage anurischen Frühgeborenen von 31 SSW mit lang andauernder arterieller Hypotension zeigt, dass auch nach 65 Tagen noch mit einer partiellen Rückkehr der Nierenfunktion gerechnet werden kann. Der weitere Verlauf muss zeigen, ob neben der ausschließlichen Schmerz- und Komfortkontrolle die Peritonealdialyse als Überbrückung bis zur Nierentransplantation eine Option auch beim primär anurischen Frühgeborenen sein kann.