Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - P377
DOI: 10.1055/s-2007-983347

Präpartale Indomethacintherapie bei einer Schwangeren mit Polyhydramnion bei Chorangiom und konsekutivem intrauterinem Ductus arteriosus-Verschluss

K Rühs 1, F Nöh 1, T Hitschold 2, H Skopnik 1
  • 1Perinatalzentrum, Klinikum Worms, Worms
  • 2Frauenklinik/Perinatalzentrum, Klinikum Worms, Worms

Einleitung: Indomethacin wird seit über 30 Jahren zur Reduktion eines Polyhydramnions unterschiedlicher Genese eingesetzt. Die Wirkung basiert auf einer passageren Oligurie des Feten. Hierdurch wird eine signifikante Reduktion des Polyhydramnions erreicht. Wirkung und Nebenwirkungen treten sowohl im fetalen als auch im mütterlichen11 Kompartiment auf. Falldarstellung: Aufgrund eines ausgeprägten Polyhydramnions bei Chorangiotheliom wurden nach erfolglosen, seriellen FW-Punktionen und einer beginnenden Herzinsuffizienz des Feten in der 23+0 SSW für 17d eine Therapie mit Indomethacin 4×25mg/d begonnen. In der Folge kam es zwar zu einer Reduktion der FW-Menge, jedoch wurde bei fetaler Rechtsherzinsuffuzienz eine Digitalisierung notwendig. Die cardiale Insuffizienz wurde als Folge des vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus gesehen. Ab der 31. SSW zunehmende Rechtsherzhypertrophie mit progredieten Insuffizienzzeichen und Entschluss zur primären Sectio Caesarea in der 32+5 SSW. Nach initialer erschwerter cardiopulmonaler Adaptation und Notwendigkeit zur Intubtion zeigte sich in der Folge eine komplette Rückbildung der Rechtsherzhypertrophie bis zum 6. Lebensmonat. Diskussion: In diesem Fall muss davon ausgegangen werden, dass durch die Indomethacin-Therapie ein vorzeitiger Verschluss des Ductus eintrat, der die massive Rechtsherzhypertrophie nach sich zog. In der Risikoabwägung entschied man sich trotz bekannter Nebenwirkungen zur Therapie, um eine extreme Frühgeburt abzuwenden. In der Literatur wird als Nebenwirkung von NSAR selten eine Striktur bis hin zum Verschluss des DA beschrieben, meist jedoch erst im III. Trimenon. Bis zu 25% der Feten zeigten eine auffällige Echokardiograpie, u.a. mit Rechtsherzhypertrophie. Schlussfolgerung: Bei bekannten Nebenwirkungen der Indomethacintherapie muss eine engmaschige Kontrolle der Schwangeren und des Feten inklusive fetaler Echokardiographie erfolgen. Die Empfehlung erst ab der 31. SSW auf eine NSAR-Therapie zu verzichten sollte kritisch überdacht werden.