Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - P364
DOI: 10.1055/s-2007-983334

Wie wichtig sind Diuretika bei VLBW-Frühgeborenen?

M Schumacher 1, J Spiegler 1, C Wieg 2, E Kattner 3, H Küster 4, J Möller 5, D Müller 6, W Nikischin 7, H Segerer 8, B Roth 9, M Vochem 10, A von der Wense 11, E Herting 1, W Göpel 1
  • 1Kinderklinik, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Lübeck
  • 2Kinderklinik, Klinikum Aschaffenburg, Aschaffenburg
  • 3Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover
  • 4Kinderklinik, Ernst-Moritz-Arndt Universität, Greifswald
  • 5Kinderklinik, Kliniken d. Stadt Saarbrücken, Saarbrücken
  • 6Kinderabteilung, Städt. Kliniken, Kassel
  • 7Universitätskinderklinik, Kiel
  • 8Kinderklinik St. Hedwig, Regensburg
  • 9Univ.-Kinderklinik, Köln
  • 10Olgahospital Päd. Zentrum, Stuttgart
  • 11Altonaer Kinderkrankenhaus, Hamburg

Fragestellung: Untersucht wurde die Frage ob, die Gabe von Diuretika (Furosemid, Hydrochlorothiazid, Spironolakton) bei Frühgeborenen unter 1500g das Outcome verändert. Als Entpunkte wurden die Entwicklung einer BPD, der O2 Bedarf bei Entlassung, die Tage mit Sauerstoffbedarf oder die Sterberate gesetzt.

Methodik: Analyse einer Kohorte von 1066 VLBW-Frühgeborenen, deren klinische Daten im Rahmen einer multizentrischen prospektiven Untersuchung zu genetischen Risikofaktoren von Frühgeborenen in den Jahren 2003–2006 erhoben wurden. Die teilnehmenden Zentren wurden in Abhängigkeit vom Diuretikaeinsatz in zwei Gruppen eingeteilt: Zentren, deren Diuretikaeinsatz über und unter dem durchschnittlichen Diuretikaeinsatz aller Zentren lag. Ergebnisse: Im Mittel wurden 29% aller VLBW-Frühgeborenen mit Diuretika behandelt. Zentren mit hohem Diuretikaeinsatz behandelten im Mittel 40% ihrer Patienten, Zentren mit niedrigem Diuretikaeinsatz 19% der Patienten. Eingesetzt wurden Hydrochlorothiazid (29 vs. 11%), Spironolacton (22 vs. 14%) und Furosemid (23 vs. 12%). Die Tabelle zeigt die geprüften Outcomevariablen, es fanden sich keine statistisch signifikanten Differenzen. Schlussfolgerung: Die Diuretikatherapie stellt ein Standbein in der Therapie bei VLBW-Frühgeborenen an allen untersuchten Zentren dar. In dieser Untersuchung konnte indes gezeigt werden, dass es keinerlei signifikante Veränderungen in den Langzeit-outcome Daten der Zentren mit häufiger oder seltenerer Diuretikatherapie gibt. Daher kann geschlussfolgert werden, dass der häufigere Einsatz von Diuretika keinen Langzeitvorteil bringt, die diuretische Therapie daher im Individualfall gut abgewogen werden sollte.

Mit Diuretika behandelt
[n/%]

Tage Sauerstoffbedarf
[Median/Mittelwert/SD]

BPD (O 2 -Bedarf mit 36 SSW)
[n/%]

O 2 -Bedarf bei Entlassung
[n/%]

Tod oder BPD
[n/%]

>30% Diuretika
(n=504)

200
39,7%

7/27/36

70/14%

30/6%

82/16%

<30% Diuretika
(n=562)

109
19,4%

5/25/41

83/15%

40/7%

98/17,6%

Total (n=1066)

309
29%

6/26/39

153/15%

70/7%

180/17%