Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - P329
DOI: 10.1055/s-2007-983299

Lungenabszeß nach Fehllage eines Nabelvenenkatheters

A Bosk 1, K Ihm 1, R Rauch 1, M Hofbeck 1
  • 1Eberhard-Karls-Universität Universitätsklinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Tübingen

Hintergrund: Nabelvenenkatheter gewährleisten einen raschen zentralvenösen und großlumigen Zugang bei der Versorgung kranker Neugeborener. Allerdings gibt es immer wieder Veröffentlichungen über erhebliche Komplikationen wie Infektionen, Blutungen, Thrombosen, Nekrosen, portale Hypertension, Pericardtamponade, Schädigung von Rückenmark und peripheren Nerven u.a.. Fallbeschreibung: Wir berichten über ein reifes Neugeborenes, das in einem Krankenhaus in Kasachstan wegen einer Peritonitis und Sepsis am 4. Lebenstag einen Nabelvenenkatheter erhielt. Bei der Röntgenkontrolle lag die Spitze des Katheters in der rechten unteren Lungenvene. Bei weiterer Verschlechterung des klinischen Zustands und erforderlicher Beatmung erfolgte die Verlegung in unsere Klinik am 8. Lebenstag. Im Thorax-CT fand sich eine Komplettatelektase des rechten Mittellappens mit Pleuraerguß. Unter dem Verdacht eines thrombotischen Pulmonavenenverschlusses erfolgte eine High-dose-Heparinisierung und eine Hochfrequenzoscillations-Beatmung mit dem Ziel einer Wiedereröffnung der Atelektase, außerdem antibiotische Therapie mit Cefotaxim und Gentamicin. Aus der bronchoalveolären Lavage ließen sich ESBL-Klebsiellen anzüchten, sodass mit Meropenem und Vancomycin behandelt wurde. Nach weiteren 4 Tagen erfolgloser Therapie wurde der rechte Mittellappen reseziert, der sich als dicht konsolidiertes, nekrotisiertes Gewebe zeigte. Im Anschluss erholte sich das Kind rasch und konnte nach 7 Tagen extubiert werden. Diskussion: Es handelt sich um eine unseres Wissens noch nicht beschriebene Komplikation eines Nabelvenenkatheters. Die Bedeutung sofortiger Lagekontrolle durch ein bildgebendes Verfahren nach Insertion und konsequentes Handeln bei Fehlanlage wird unterstrichen. Für den Krankheitsverlauf erschwerend war sicher die Infektion mit ESBL-Klebsiellen, welche sowohl als Risiko von Gefäß- und Atemwegszugängen beschrieben sind als auch in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion gehäuft vorkommen.