RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2007-983291
Schwere neonatale Toxoplasmose trotz früher präpartaler Infektion und Therapie
Hintergrund: Bei einer Erstinfektion mit Toxoplasma gondii während der Schwangerschaft ist eine materno-fetale Übertragung möglich. Kommt es nicht zum Fruchttod, können z.T. schwere Schäden auftreten. Manche Schäden entstehen präpartal, andere erst nach mehreren Jahren. Klinische Symptome sind zumeist ein Hydrocephalus, eine Chorioretinitis und intracerebrale Verkalkungen. Weiter Symptome sind u.a. Dystrophie, Ikterus und Krampfanfälle. Der serologische Nachweis bei Mutter und Kind erfolgt durch Bestimmung der spezifischen IgG- und IgM-Titer sowie der Avidität. Der Direktnachweis wird mit der PCR aus Liquor und Blut durchgeführt. Die Therapie erfolgt bei Mutter und Kind mit Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folsäure, alternativ bei der Mutter mit Spiramycin. Bei neurologischen Symptomen sollte beim Kind zusätzlich Prednisolon appliziert werden.
Fallbericht: MR-tomographisch fiel in der 26. SSW ein ausgeprägter Hydrocephalus auf. Serologisch Nachweis einer akuten oder frisch abgelaufenen Toxoplasmose. Die Mutter wurde mit Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folsäure behandelt. Die Entbindung erfolgte in der 30. SSW per Sektio bei pathologischem CTG. Das Kind war dystroph und hatte ein grau-schmutziges Kolorit. Sonographische Bestätigung des vorbeschriebenen ausgeprägten Hydrocephalus internus. Nachweis intracerebraler Verkalkungen und einer akuten Chorioretinitis sowie Hinweise auf eine akute Ventrikulitis. Serologisch negativer IgM- und positiver IgG-Titer, Avidität niedrig als Zeichen einer frisch abgelaufenen Infektion (<4 Monaten), PCR aus Liquor und Blut negativ. Therapie mit Pyrimethamin, Sulfadiazin, Folsäure und Prednisolon sowie mit Ampicillin und Tobramycin bei erhöhten Infektparametern. Am dritten Lebenstag medikamentöse und mechanische Reanimation bei kardialer Insuffizienz. Im Verlauf traten eine ICH, eine passagere Cholestase sowie rezidivierende Krampfanfälle auf, welche mit Primidon behandelt wurden. Mit zwei Monaten Durchführung einer Ventrikulozisternotomie mit VP-Shunt-Anlage. Die Chorioretinitis mit Glaskörpertrübungen besserte. Diskussion: In dem hier beschriebenen Fall wurde in der 26. SSW eine Toxoplasmose diagnostiziert und umgehend lege artis behandelt. Der pränatal festgestellte Hydrocephalus internus ist ein Zeichen für eine in der Frühschwangerschaft abgelaufene Toxoplasmose. Klinisch fanden sich jedoch postpartal Zeichen einer akuten Toxoplasmose (u.a. Chorioretinitis, Myokardinsuffizienz), obwohl Serologie und Direktnachweise negativ waren. Ob es sich um ein Therapieversagen oder eine Reaktivierung handelt, ist unklar. Schlussfolgerung: Auch eine in der Schwangerschaft lege artis durchgeführte Behandlung der Mutter nach Diagnosestellung einer Toxoplasmose verhindert nicht, dass postpartal klinisch eine aktive Toxoplasmose auftritt. Es sollte daher bei einem entsprechenden Verdacht auf oder Nachweis einer konnatalen Toxoplasmose mit Komplikationen nach der Geburt gerechnet werden.