Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - P310
DOI: 10.1055/s-2007-983280

Schlafmyoklonien sind bei Neugeborenen im Drogenentzug häufig

K Egli 1, S Das-Kundu 1, B Schmitt 2, HU Bucher 1
  • 1Klinik für Neonatologie, Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz
  • 2Klinische Neurophysiologie, Universitäts-Kinderklinik, Zürich, Schweiz

Das Ziel unserer Studie war die Art und Häufigkeit von Zuckungen bei Säuglingen mit neonatalem Drogenentzugssyndrom im Vergleich zu Säuglingen einer Kontrollgruppe zu untersuchen. METHODEN: Einschlusskriterien für die 74 Drogenentzugskinder der Indexgruppe waren Gestationsalter >35 SSW und durch Mekoniumanalyse bestätigte Opiatexposition während der Schwangerschaft. Ausschlusskriterien waren cerebrale Malformation, intracranielle Hämorrhagie oder perinatale Asphyxie. Die Säuglinge wurden 8 stündlich beurteilt durch einen modifizierten Finnegan-Score, unter Einschluss von Schlafmyoklonien. In die Kontrollgruppe wurden 52 Säuglinge ohne Drogenexposition während der Schwangerschaft mit einer Hospitalisationszeit von mindesten 10 Tagen aufgenommen. RESULTATE: Bei der Indexgruppe betrug das mittlere Gestationsalter 38 2/7 (35 0/7–41 6/7) Schwangerschaftswochen, das mittlere Geburtsgewicht 2740 (1700–4030)g, der Nabelarterien-pH 7,24 (7,08–7,39) und die APGAR-Scores mit 5 Minuten im Mittel 9 (4–10). Die Säuglinge der Kontrollgruppe zeigten diesbezüglich keine signifikanten Unterschiede. Benigne Schlafmyoklonien wurden in 68% (53) der Säuglinge der Indexgruppe und in nur 4% (2) der Kontrollgruppe diagnostiziert. Charakteristisch für Schlafmyoklonien ist, dass sie nur bei geschlossenen Augen auftreten und sofort aufhören, wenn das Kind geweckt wird. Der Zeitpunkt des Auftretens von Schlafmyoklonien ist mit Tag 2 bis Tag 56, wie auch die Dauer 1–93 Tage (median 13 Tage) von großer Variation. Die neurologische Untersuchung, wie auch der Schädelultraschall waren unauffällig. Bei 18 Kindern wurde ein EEG durchgeführt, das bei keinem Hinweise auf eine epileptische Aktivität ergab. SCHLUSSFOLGERUNG: Benigne neonatale Schlafmyoklonien haben eine 17-fach höhere Inzidenz bei Kindern mit neonatalem Drogenentzugssyndrom (Indexgruppe) als bei Kindern einer Kontrollgruppe. Die Diagnose kann klinisch gestellt werden. Beim Fehlen von neurologischen Auffälligkeiten kann auf weitere Abklärungen wie EEG oder MRI verzichtet werden. Eine antikonvulsive Therapie ist nicht erforderlich.