Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - P157
DOI: 10.1055/s-2007-983228

Schweres bilaterales Thoraxtrauma mit Rippenserienfraktur und Lungenlazeration

J Hoffmann 1, R Schlags 1, T Hoppen 1, M Hürtgen 2, M Rister 1
  • 1Pädiatrie, Gemeinschaftsklinikum Koblenz/Mayen Kemperhof, Koblenz
  • 2Thoraxchirurgie, Katholisches Klinikum Marienhof/St. Joseph gGmbH, Koblenz

Einleitung: Beim schweren stumpfen Thoraxtrauma mit Rippenserienfraktur und Lungenlazeration mit anhaltendem Blutverlust im Erwachsenenalter wird die Indikation zur videothorakoskopischen Revision und ggf. Thorakotomie großzügig gestellt. Im Kindesalter kann auch bei ausgedehnten Kontusionen und Einblutungen in das Lungenparenchym durch optimale Thoraxdrainagentherapie und wiederholte Bronchoskopien eine Lungenresektion vermieden werden. Kasuistik: Ein 12 Jahre alter Junge wurde von einem LKW-Reifen überrollt und erlitt ein stumpfes Thoraxtrauma. Nach der Erstversorgung am Unfallort mit primärer Intubation wurde er von den Thoraxchirurgen zur stationären Betreuung auf die Intensivstation für Kinder- und Jugendliche weitergeleitet. Bei Stückfrakturen der Rippen 1–12 rechts mit großflächiger Thoraxwandinstabilität, Hämatopneumothorax bds. und endobronchialer Blutung wurden zwei Thoraxdrainagen rechts und eine links angelegt. Im Thorax-CT zeigte sich außerdem ein Weichteilemphysem bds. und eine ausgedehnte Einblutung des rechten Unterlappens. Eine Bronchoskopie bestätigte die Blutung, zeigte aber keine Verletzung des zentralen Tracheobronchialsystems. Trotz der Schwere des Befundes und zuerst anhaltenden Blutungen wurde sich in gemeinsamer Absprache für eine konservative Therapie entschieden. Die Beatmung wurde druckkontrolliert mit einem PEEP von 8 cmH2O durchgeführt. Da die endobronchialen und pleuralen Blutungen während der ersten 12 Stunden erheblich nachließen, wurde am konservativen Management festgehalten. Insgesamt förderten die Thoraxdrainagen in den ersten sechs Tagen blutiges Sekret in einer Gesamtmenge von 2000ml, sodass sieben Erythrozytenkonzentrate transfundiert wurden. Die Drainagen konnten ab dem 15. Tag übertägig entfernt werden. Die Kontrollbronchoskopie am 7. Beatmungstag, sowie bei Extubation zeigte unauffällige Segmentbronchien ohne frische Blutungen. Die Extubation gelang nach 24 Beatmungstagen problemlos. Vor Verlegung in die Anschlussheilbehandlung konnte eine weitgehend regelrechte Entfaltung und Belüftung beider Lungenflügel im Thorax-CT dargestellt werden. Die Lungenfunktion zeigte eine mäßige Widerstandserhöhung bei eingeschränkter totaler Lungenkapazität von 53% und eine Vitalkapazität von 45%. Beide Werte hatten sich 4 Monate nach dem Unfallereignis auf 74% bzw. 76% verbessert, ein neurologisches oder motorisches Defizit bestand nicht. Fazit: Trotz ausgedehnter Lungenlazeration konnte durch enge Zusammenarbeit von Thoraxchirurgie und Pädiatrie auf eine Parenchymresektion verzichtet und eine gute Rehabilitation und Lungenfunktionsverbesserung bei dem Jungen erreicht werden.