Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - P37
DOI: 10.1055/s-2007-983181

Schmerzreduktion mit nicht-medikamentösen Interventionen in der Neonatologie

L Stoffel 1, A Bösiger 1, H Meyer 1, D Hari 1, M Müller 1, V Schneckenburger 1, B Schibler 1
  • 1Neonatologie, Medizinische Universitäts-Kinderklinik, Bern, Schweiz

Ausgangslage: Der Schmerz von Früh- und Termingeborenen ist im Rahmen neonatologischer Intensivpflege ein zentrales Thema, zumal viele diagnostische und therapeutische Massnahmen mit schmerzhaften Reizen verbunden sind. Weil pharmakologische Analgetika beträchtliche Nebenwirkungen mit sich bringen können, werden heute zur Schmerzprävention und -Behandlung zunehmend nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden empfohlen. Die systematische Literaturreview von Cignacco et al. (2007) und Stoffel et al. (2005) beschreiben einen positiven Effekt der nicht-medikamentösen Interventionen in der Schmerzbehandlung. Die Arbeiten zeigen, dass die Interventionen „non-nutritives saugen“, „swaddling“ und „facilitated tucking“ vermehrt untersucht wurden und sie scheinen einen schmerzlindernden Effekt zu haben. Dies hat uns bewogen das Pflegefachpersonal in diesen drei Massnahmen zu schulen und diese in folgenden Situationen anzuwenden.

Implikation in die Praxis:Non-nutritives saugen“ mittels Schnuller oder Watteträger ist einfach anzuwenden Es wird von Pflegefachpersonen als eine der ersten Massnahmen bei jeglichen schmerzhaften Verrichtungen und „Unwohlsein“ ergriffen. „Swaddling“ (einwickeln) wird überwiegend während einem Augenkonsilium, Infusionlegen oder bei Neugeborenen mit neonatalem Abstinenzsyndrom eingesetzt. Diese Massnahme bedingt Kenntnis über die spezielle Wickeltechnik, die aber mit wenig Aufwand erlernt werden kann. „Facilitated tucking“ (Halten in „Froschstellung“) wird hauptsächlich angewendet während dem pharyngealen oder endotrachealen Absaugen. Dies hat zur Konsequenz, dass diese Intervention durch zwei Pflegefachpersonen durchgeführt wird. Sofern die Eltern möchten, können auch sie ihr Kind halten. Schlussfolgerung: Aufgrund „non-nutritivem saugen“, „swaddling“ und „facilitated tucking“ reagieren Neugeborene mit deutlich weniger Schmerz- und Stresszeichen während und nach invasiven Massnahmen. Denn die beschriebenen Interventionen wirken sich günstig aus auf die Herzfrequenz, die Atmung und Sauerstoffsättigung, die Reduzierung motorischer Aktivität und auf die Erregungszustände. Diese nicht-medikamentösen Interventionen sind in der Pflege von großer Relevanz. Sie liegen in der Verantwortung der Pflege und werden eigenständig durchgeführt.