Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - P29
DOI: 10.1055/s-2007-983173

Meningokokkensepsis – eine lebensbedrohliche Notfallsituation

S Becker 1
  • 1Küstenländer-Weiterbildung, Hamburg

Hintergrund: Jedes Jahr erkranken ungefähr 800 Menschen an einer Infektion durch Meningokokken, allein 40% der Infizierten sind Kinder unter 4 Jahren, die Meisten davon erkranken im ersten Lebensjahr. Auslöser von einer Meningokokkeninfektion sind gramnegative Diplokokken, Neisseria meningitidis, die verschiedene Krankheitsbilder auslösen können. Das Spektrum der Krankheit ist dabei von ganz unterschiedlichem Verlauf, einige weit verbreitete Viruserkrankungen können dabei dem Anfangsstadium einer Meningokokkensepsis ähneln. Aus diesem Grund ist eine frühzeitige Erkennung und Behandlung mit Antibiotika unumgänglich. Gerade bei Säuglingen kann die Symptomatik nicht eindeutig sein und sich schnell in einen lebensbedrohlichen Krankheitsverlauf manifestieren – dem Waterhouse Friedrichsen Syndrom. Dies beschreibt eine höchst akute lebensbedrohliche Meningokokkensepsis mit Versagen der Nebennierenrinde. In den meisten Fällen tritt hierbei der Tod schon in kürzester Zeit ein. Fragestellung: Die Therapie einer Meningokokkenimpfung ist immer noch aktueller Gegenstand intensiver Forschung, vor allem ruhen dabei die größten Hoffnungen in einer neuen Behandlungsmöglichkeit für kindliche Meningokokkensepsis. Etwa 20% der Meningokokkensepsitiden haben eine so hohe Mortalitätsrate, an der insbesondere Säuglinge betroffen sind. Deshalb ist ein schnelles Erfassen der klinischen Symptomatik mit rascher Diagnostik lebenswichtig und wird die entscheidende therapeutische Maßnahme sowohl für die Eltern als auch für den Arzt bleiben. Pathogenese: Meningokokken (Neisseria meningitidis) werden durch Tröpfcheninfektion übertragen und heften sich an die Schleimhäute des Nasenrachenraumes. Trotz Besiedelung dieser Bakterien muss es dabei nicht zu einer invasiven Infektion kommen. 10% der Bevölkerung tragen dieses Bakterium im Rachenraum, ohne dabei krank zu werden. Warum andere Menschen jedoch schwer erkranken ist bis heute noch unklar. Häufig beginnt die Meningokokkensepsis wie ein banaler Virusinfekt. Es kommt zu sehr hohem Fieber, Schüttelfrost und Kreislaufschwäche. Charakteristisch für eine Meningokokkensepsis sind Haut – und Schleimhautblutungen (petichial oder großflächig), Gerinnungsstörungen, disseminierte Verbrauchskoagulopathie und Zeichen des Endotoxinschocks mit Blutdruckabfall. Unbehandelt kann es nach einigen Stunden zum Tod führen. Das Waterhouse Friedrichsen Syndrom mit Blutungen in innere Organe ist Ausdruck der perakuten Meningokokkenseptikämie unter Zusammenbruch der körpereigenen Abwehr. Eine rechtzeitige Frühdiagnose und Therapie sind von entscheidender Bedeutung. Neben der frühzeitigen antibiotischen Behandlung ist eine konsequente Schocktherapie erforderlich. Schlussfolgerung: Die Letalität der Sepsis liegt bei schweren Fällen um 50%. Frühes Erkennen, aggressive Therapie, früher Transfer auf eine Intensivstation könnte die Mortalität auf 5% senken. Eine aktive Schutzimpfung ist bei den hier vorherrschenden Serotyp B nicht effektiv.