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DOI: 10.1055/s-2007-983154
Frühe Peristaltik nach epiduraler Analgesie während eines abdominellen Eingriffs bei einem extrem untergewichtigen Frühgeborenen
Einleitung: Der inhibierende Effekt von Opiaten auf die intestinale Motilität von extrem untergewichtigen Frühgeborenen (extremely low birth weight [ELBW]; Geburtsgewicht <1000g) mit reduzierter Peristaltik ist Anlass besonderer Besorgnis. Fallbericht: Ein ELBW-Frühgeborenes (Geburtsgewicht 740g), das nach 26+1 Schwangerschaftswochen geboren wurde, hatte in den ersten Lebenstagen einen unauffälligen Verlauf mit minimaler Atemunterstützung mittels CPAP. Eine plötzliche Verschlechterung mit metabolischer Azidose, Hyperglykämie und häufigen Apnoen mit sekundären Bradykardien trat am achten Lebenstag auf. Auf dem daraufhin angefertigten Röntgenbild fand sich freie Luft unterhalb des Zwerchfells. Unter dem Verdacht einer intestinalen Perforation wurde das Frühgeborene laparotomiert. Das Schmerzmanagement bestand in der Anlage eines 22 G Epiduralkatheter, der über einen kaudalen Zugang eingebracht und bis auf eine mittlere thorakale Höhe vorgeschoben wurde. Ropivacain wurde hierüber intraoperativ und für die folgenden 48 Stunden verabreicht. Das Frühgeborene konnte am folgenden Tag extubiert werden. Der Einsatz von Opiaten war zu keinem Zeitpunkt während oder nach der Operation erforderlich. Eine abdominelle Peristaltik war bereits 3 Stunden nach der Operation auskultierbar, der erste Stuhl wurde am Operationstag abgesetzt. Die enterale Nahrungszufuhr wurde früh begonnen und gut toleriert, der komplette enterale Nahrungsaufbau innerhalb weniger Tage komplettiert. Diskussion: Dieser Fall zeigt, dass die Technik der Kaudalanästhesie auch bei ELBW-Frühgeborenen durchführbar ist. Wir spekulieren, dass in Fällen abdomineller Eingriffe bei ELBW-Frühgeborenen durch die Anwendung von epiduralem Ropivacain die intestinale Motilität und der enterale Nahrungsaufbau früher als unter konventionellem Management mithilfe von Opiaten erreicht werden kann.